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09.06.2021

„Chancengleichheit und gerechte Aufstiegsmöglichkeiten sollten keine leeren Versprechen sein“

FAIR SHARE of Women Leaders e. V. setzt sich für einen fairen Anteil von Frauen in Führung im zivilgesellschaftlichen Sektor ein und entwickelt Ansätze für eine neue Führungs- und Organisationskultur. Das passt bestens zur Initiative Klischeefrei.

„Chancengleichheit und gerechte Aufstiegsmöglichkeiten sollten keine leeren Versprechen sein“

Liebes FAIR SHARE Team, können Sie FAIR SHARE of Women Leaders e. V. kurz vorstellen?

FAIR SHARE of Women Leaders ist eine noch junge Initiative, die sich für einen fairen Anteil von Frauen in Führungspositionen im zivilgesellschaftlichen Sektor einsetzt. Dazu messen wir mit dem FAIR SHARE Monitor jährlich den Anteil von Frauen in Führung, rufen NGOs und Stiftungen zur Unterzeichnung des FAIR SHARE Commitments auf und machen uns stark für Feminist Leadership, eine feministische Organisations- und Führungskultur. Wir arbeiten auf internationaler Ebene und in Deutschland. Insbesondere in Deutschland sind wir eine der wenigen Akteur*innen, die explizit zu Feminist Leadership arbeitet.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Der zivilgesellschaftliche Sektor ist maßgeblich von Frauen geprägt, allerdings haben sie dort im Vergleich zu anderen Branchen keine besseren Chancen, in Führungspositionen aufzusteigen. Bei 70 Prozent Frauenanteil in der Belegschaft sind nur 40 Prozent Führungskräfte. Das lässt sich dadurch erklären, dass einem zwar der Einstieg in den gemeinnützigen Sektor leicht gemacht wird, aber auch dort die bekannten Mechanismen greifen, sobald es um Macht und Entscheidungsstrukturen geht.

Unsere Vision sind geschlechtergerechte Führungsetagen in zivilgesellschaftlichen Organisationen, da die Benachteiligung von bestimmten Gruppen

  • den Menschenrechten widerspricht und damit im Gegensatz zu den Grundanliegen des Sektors steht.
  • den Aussagen der meisten Organisationen zu Gleichberechtigung und Nicht-Diskriminierung widerspricht und damit deren Legitimität untergräbt,
  • den UN-Nachhaltigkeitszielen entgegensteht, für die der Sektor so lange gekämpft hat und mit deren Umsetzung seine Glaubwürdigkeit verbunden ist,
  • der Qualität der Arbeit schadet, da 2/3 des Talent-Reservoirs (die Frauen) bei der Suche nach geeignetem Führungspersonal weitgehend unberücksichtigt bleiben.

Alle Menschen sollen die gleiche Chance haben, ihr Berufsleben entlang ihrer Stärken und Interessen zu gestalten. Wir sind Kooperationspartnerin der Initiative Klischeefrei geworden, da wir gleiche Ziele und Anliegen verfolgen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Junge Menschen sollten mit der Aussicht ins Berufsleben starten, dass Chancengleichheit und gerechte Aufstiegsmöglichkeiten keine leeren Versprechen sind, sondern tatsächlich gelebte Prinzipien. Mit unserer Arbeit treiben wir daher den nötigen Organisationskulturwandel in der Zivilgesellschaft voran und setzen uns dafür ein, dass Führungsetagen die Vielfalt ihrer Belegschaft repräsentieren. Inmitten einer solchen Vielzahl an unterschiedlichsten Führungspersönlichkeiten lassen sich auch Vorbilder oder Identifikationsfiguren finden, deren Geschichten der eigenen ähneln und dadurch verstärkt als Quelle für Inspiration und Motivation dienen können.

Zeitgemäße Führung muss aus unserer Sicht feministische Werte und Prinzipien widerspiegeln und einige der Fallstricke von Machtungleichgewicht, Hierarchie und Bürokratie, die wir aus der klassischen, patriarchisch geprägten Führungskultur kennen, überwinden. Es braucht eine Haltung, die Repräsentation, Diversität und Inklusion in den Mittelpunkt stellt, und den Willen mit der eigenen Arbeit aktiv zu mehr (Geschlechter-)Gerechtigkeit beizutragen.

Wir würden gerne allen Mut machen, sich mit feministischen Führungs- und Organisationsprinzipien auseinanderzusetzen und sich dadurch nachhaltig für echte Chancengleichheit zu engagieren. Dazu haben wir bereits erste Vorschläge entwickelt und werden diese zusammen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und im Sektor tätigen Menschen laufend weiterentwickeln.

„Klischeefrei bedeutet für uns … dass die Vielfalt unserer Gesellschaft sich auch in den Führungsetagen widerspiegelt und dass vor allem Menschen, die aufgrund historischer und gegenwärtiger Machtstrukturen wie u.a. Sexismus, Rassismus, Klassismus massiv benachteiligt wurden, endlich die gleichen Chancen erhalten, ihr Berufsleben entlang ihrer Stärken und Interessen gestalten zu können.“

FAIR SHARE