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02.08.2022

„Männliche Ausbilder im Bereich Hauswirtschaft oder eine weibliche Malermeisterin sind bei uns gelebte Normalität“

Das bz Bildungszentrum des Handels ist ein Bildungsträger mit breit gefächertem Angebot, unter anderem in der Berufsorientierung. Klischees aufzubrechen ist für Geschäftsführerin Gabriele Bültmann wichtig – gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Wie dies gelingen kann, erzählt sie im Interview.

„Männliche Ausbilder im Bereich Hauswirtschaft oder eine weibliche Malermeisterin sind bei uns gelebte Normalität“

Frau Bültmann, könnten Sie das bz Bildungszentrum des Handels gGmbH bitte kurz vorstellen?

Initiative, Flexibilität, Service und Fachwissen. Diese zentralen Werte des Einzelhandels standen Pate, als das Bildungszentrum des Handels 1973 von engagierten Einzelhändlern in der Ruhr-Lippe-Region gegründet wurde. Nicht nur in Herkunft und Begabung sind Menschen individuell – jeder gestaltet sein Leben anders, hat seine eigene Geschichte. Diese Vielfalt findet sich in unserem breit gefächerten Angebot wieder. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt: Mit seinen Interessen, Erwartungen und Möglichkeiten. Mit innovativen Projekten in verschiedenen Feldern unterstützen wir den Strukturwandel in den Regionen, in denen wir tätig sind, und setzen so wichtige Akzente für den Arbeitsmarkt und die Unternehmen. 

Unsere vielfältigen Bildungsangebote bieten Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft sowie schulischer oder beruflicher Ausbildung, aktive Hilfe dabei, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen oder sich beruflich weiterzuentwickeln. Dieses Ziel verbindet uns seit vielen Jahren mit unseren Partnern – der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern, den zuständigen Ministerien, Kammern, Wirtschaftsverbänden, Unternehmen und Bildungsträgern. 

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten? 

Insbesondere in unseren Lehrgängen der Berufsvorbereitung und Ausbildung sind wir immer wieder damit konfrontiert, dass sowohl Betriebe als auch Eltern und sogar die Teilnehmenden bei der Wahl des Ausbildungsberufs bestimmten Klischees unterliegen. Das sind hauptsächlich Geschlechtsrollenstereotype, aber auch gelegentlich eine Skepsis gegenüber der Berufsausbildung im Allgemeinen. Unsere tägliche Arbeit zielt daher darauf ab, diese Klischees aufzubrechen. Insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel sehen wir es als unsere Aufgabe an, insbesondere junge Menschen bei der Berufswahlentscheidung durch vermehrte Aufklärung frei zu machen von möglichen Klischees. 

2022 besuchten unsere Mitarbeitenden nach langer pandemiebedingter Pause wieder die didacta in Köln und lernten dort die Initiative kennen. Sich ständig weiter zu vernetzen halte ich für unabdingbar und diesen Kontakt herstellen zu können, war für uns ein guter Anlass, der Initiative beizutreten. 

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein? 

In unseren Lehrgängen nutzen wir verstärkt Material zur Berufsorientierung, das bewusst auf Geschlechtsrollenstereotype verzichtet. Ebenso beim Einsatz unserer Ausbilder*innen setzen wir auf Diversität in den Berufsfeldern. Männliche Ausbilder im Bereich Hauswirtschaft oder eine weibliche Malermeisterin sind bei uns gelebte Normalität. Auch führen wir seit Jahren regelmäßig sowohl den Girls‘Day als auch den Boys‘Day durch. 

Ein tolles Projekt, das wir zurzeit durchführen dürfen, nennt sich „Wir bauen ein Haus“. Bei diesem Ferienprojekt für Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren planen und bauen die Mädchen unter Anleitung von Ausbilder*innen und einer Sozialpädagogin ein echtes Holzhaus. Die Mädchen erhalten auf diesem Wege viele Einblicke in handwerkliche Berufe und Kenntnisse in verschiedene Tätigkeiten rund um den Hausbau. Im Anschluss wird das fertiggestellte Haus an eine gemeinnützige Einrichtung übergeben.