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19.01.2017

Dauerhaft ungleich – berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland

Frauen verdienen im Laufe ihres Erwerbslebens fast 50 Prozent weniger als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Studie. Die Untersuchung macht deutlich, wie stark Frauen im Erwerbsleben nach wie vor benachteiligt werden.

Ungleichheit der Erwerbseinkommen dargestellt an einer männlichen Figur mit vielen Münzen (links) und einer weiblichen Figur mit wenigen Münzen (rechts)

Dr. Christina Boll vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut befasst sich in der Studie „Dauerhaft ungleich – berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland“ mit dem Lebenserwerbseinkommen nach Beruf und Geschlecht. Das Ergebnis: Der sogenannte Gender Pay Gap, die „bereinigte“ Lohnlücke von sieben Prozent, ist nur eine Momentaufnahme.

Nimmt man das gesamte Erwerbsleben in den Blick, büßen Frauen gegenüber Männern sehr viel Einkommen ein. Die Lücke zwischen den Geschlechtern beträgt hier ein Vielfaches des Gender Pay Gaps.

Die Schere geht je nach Beruf unterschiedlich weit auf. Das gilt selbst dann, wenn Frauen und Männer gleicher Merkmale miteinander verglichen werden. Ein Beispiel: Akademikerinnen verdienen im gesamten Erwerbsleben gegenüber Akademikern berufsübergreifend rund 170.000 Euro weniger. Besonders hoch ist die Lohnlücke prozentual gesehen in den unteren Einkommensklassen.

Boll und ihre Kollegen kommen außerdem zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Analyse der Tagesentgelte in den Berufssegmenten zeigt, dass Frauen in allen Berufssegmenten pro Tag weniger verdienen als Männer.
  • Frauen haben im Erwerbsverlauf durchschnittlich 49,8 Prozent weniger Einkommen angesammelt als Männer. Dabei gibt es noch starke Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Einkommensklassen: Je niedriger das erzielte Einkommen, umso höher die Lücke im Lebensverlauf. Für die untersten fünf Prozent der Verdienenden liegt die Lücke bei 69 Prozent, für die obersten fünf Prozent noch bei 34 Prozent.
  • Mit 55 Jahren beträgt die Lücke in sozialpflegerischen Berufen 36 Prozent und in Verkaufsberufen 61 Prozent. Die Einkommensunterschiede gehen zwar im Zeitverlauf zurück, sie sind aber weiterhin erheblich. Das Niveau der Lücke ist in jüngeren Jahrgängen tendenziell geringer wegen der steigenden Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen, die sich der der Männer annähert.