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27.04.2017

Nicht immer nur reine Männersache

Eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt: trotz Maßnahmen zur Förderung der Ausbildung von Frauen in technischen Berufen konnte ihr Anteil in den letzten 20 Jahren nicht gesteigert werden. Es gibt aber durchaus „frauentypische“ Technikberufe.

Apothekerin misst in einem Labor Flüssigkeit ab

Der Anteil von Frauen in der Ausbildung zu technischen Berufen lag im Jahr 2015 mit 12,4 Prozent auf dem Niveau des Jahres 1993. Obwohl diese Bilanz zahlenmäßig ernüchternd ausfällt, lohnt sich dennoch ein genauerer Blick auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in technischen Ausbildungsberufen.

Wie die BIBB-Auswertung auf Basis der Berufsbildungsstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zeigt: Es gibt durchaus „frauentypische“ Technikberufe: Zum Beispiel der/die Augenoptiker/-in (Frauenanteil: 72 Prozent), der/die Biologielaborant/-in (66 Prozent), der/die Mediengestalter/-in Digital und Print (60 Prozent), der/die Zahntechniker/-in (60 Prozent) sowie der/die Hörgeräteakustiker/-in (58 Prozent). Der hohe Frauenanteil gerade in diesen Berufen belegt, dass Frauen bei der Wahl eines technischen Ausbildungsberufes mehrheitlich diejenigen mit einer gesundheitstechnischen beziehungsweise kreativen Ausrichtung bevorzugen.

Die überwiegend „männertypischen“ Technikberufe stammen dagegen alle aus dem Produktionssektor. Beispielhaft hierfür stehen der/die Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in, der/die Elektroniker/-in, der/die Metallbauer/-in, der/die Informationselektroniker/-in sowie der/die Kfz-Mechatroniker/-in. In diesen Berufen liegt der Männeranteil bei 96 bis 99 Prozent.

Die BIBB-Auswertung weist ferner auf einen „Bildungsvorsprung“ der Frauen gegenüber den Männern hin, denn Frauen verfügen häufig über eine höhere schulische Vorbildung. Liegt der Anteil der Studienberechtigten an der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im dualen System aktuell bei 27,7 Prozent, so steigt er bei einer geschlechterspezifischen Unterscheidung bei den Frauen auf 34 Prozent an, während der Anteil bei den Männern auf 24 Prozent sinkt. Betrachtet man nur die technischen Berufe, geht die Schere zwischen Männern und Frauen noch weiter auseinander, denn hier liegt der Anteil der Frauen mit Studienberechtigung bei 44 Prozent (Männer: 23 Prozent).

Traditionell befinden sich im System der dualen Berufsausbildung mehr Männer als Frauen (rund 60 zu 40 Prozent), insbesondere, weil hier gewerblich-technische Berufe von großer Bedeutung sind. Was die schulische Berufsausbildung in den Berufen des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens betrifft, verhält es sich umgekehrt: Sie wird in mehr als drei Viertel aller Fälle von Frauen gewählt.

Die BIBB-Auswertung wurde aus Anlass des bevorstehenden Girls' Day und Boys' Day erstellt, der 2017 am 27. April stattfindet.

Zum Hintergrund: Für das BIBB gehören zu den „Technischen Ausbildungsberufen“ solche, deren Tätigkeits- und Kenntnisprofile hohe Technikanteile beinhalten, beispielsweise hohe Anteile von Überwachen, Steuern von Maschinen, Anlagen und technischen Prozessen.