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22.08.2017

Klischeefreie Berufsorientierung nicht erst in der Pubertät beginnen

Trotz Maßnahmen wie dem Girls‘ und dem Boys‘Day wählen Jugendliche immer noch überwiegend geschlechtstypische Berufe. Katja Driesel-Lange vom Zentrum für Berufsorientierung an der Uni Münster erklärt in einem Video-Interview mit der Redaktion des Portals ueberaus.de warum. Ein Grund: Klischeefreie Berufsorientierung kommt für die meisten Jugendlichen zu spät.

klischeefrei: Dr. Driesel-Lange erläutert, warum Berufsorientierung frei von Geschlechterklischees wichtig ist

Berufsorientierung gelingt, wenn sie Jugendliche anspricht und motiviert. Katja Driesel-Lange, Geschäftsführerin des Zentrums für Berufsorientierungs- und Berufsverlaufsforschung (ZBB) der Universität Münster, plädiert daher für individualisierte Formen der Berufsorientierungsmaßnahmen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die klischeefreie Berufsorientierung. Diese sollte bereits in der Früherziehung beginnen.

Denn die Entscheidung für einen bestimmten Beruf ist in der Regel das Ergebnis einer Entwicklung, die in der Kindheit beginnt. Bewusst oder unbewusst werden Mädchen und Jungen noch immer stark nach Geschlecht sozialisiert. Eltern, Medien, Bildungseinrichtungen und nicht zuletzt auch die Peergroup beeinflussen den gesamten Entwicklungsprozess der Kinder.

„Es ist wichtig, dass wir nicht erst in der Pubertät in der Berufsorientierung beginnen, Angebote zu setzen, in denen Mädchen und Jungen geschlechtsuntypische Berufswelten erkunden können.“, so Driesel-Lange im Interview mit überaus-Redakteur Frank Neises. Denn in dieser Zeit gingen „ganz viele Türen zu“. Daher sollten Kinder bereits so früh wie möglich vermittelt bekommen, dass Berufskompetenzen nicht an Geschlechter gebunden sind. Dies sei jedoch nicht nur eine Frage der Berufsorientierung, sondern auch eine Frage von Genderkompetenz aller Beteiligten, die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten.