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07.02.2019

„Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl nicht allein lassen!“

PWM, ein mittelständisches Unternehmen, das weltweit in der eher männlich dominierten Tankstellenbranche agiert, hat bereits zwei weibliche Auszubildende: im Bereich Technisches Produktdesign und im Bereich Elektronik für Betriebstechnik. Durch den Girls'Day sollen noch mehr junge Frauen das Unternehmen als attraktiven Ausbildungsbetrieb wahrnehmen.

Frau Braun und Frau Hammerschmidt von PWM
Sabrina Braun, Susanne Hammerschmidt

Frau Hammerschmidt, stellen Sie doch PWM bitte kurz vor.

Seit über 40 Jahren fertigen wir elektronische Anzeigen für den weltweiten Tankstellen-Markt. Von Australien über Brasilien bis Zimbabwe findet man PWM-Anzeigen auf vielen Tankstellen auf allen fünf Kontinenten.

Unsere Anzeigen werden im Oberbergischen gefertigt und zeigen zuverlässig in allen Klimazonen der Welt bei Wind und Wetter die Benzinpreise an. In fast 80 Ländern der Welt sind unsere Produkte im Einsatz. Wir sind ein bunt gemischtes Team von über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und arbeiten nicht nur erfolgreich zusammen, sondern haben auch viel Spaß beim Eishockey oder beim Lauftreff.

In der engen Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen und Kunden haben wir uns erfolgreich weiterentwickelt und Anregungen und Erfordernisse aus vielen Ländern aufgegriffen. Unsere Kontakte sind nicht einseitig ausgelegt, wir erfragen Feedback und unsere Gesichter sind in der Welt bekannt. Ich bin seit 18 Jahren Exportleiterin und bin in der technischen Branche geblieben. Mein Gebiet war immer Export mit Entwicklung neuer weltweiter Märkte und das im technischen Bereich.

Die Tankstellenwelt ist männlich geprägt, bei internationalen Events in unserer Branche beträgt der Frauenanteil nur ca. fünf Prozent. Eine Ausnahme in der Männerwelt ist für unser Unternehmen Kolumbien, dort sind mehr Ingenieurinnen tätig als in den anderen Ländern. Und die einzige Servicetechnikerin im Feld, die ich eine Anzeige habe aufbauen sehen, war auf den Philippinen.

Probleme gibt es selten, kompliziert sind allerdings Länder, wo zum Beispiel Männer nicht direkt mit Frauen sprechen, männliche Kollegen sind dort erforderlich – aber das ist die Ausnahme. Dass in der Konversation immer wieder auftaucht, dass Männer die Verdiener und Entscheider sind, ist allerdings weiterhin die Regel.

Frau Braun, was hat PWM motiviert, sich in der Initiative zu engagieren?

Ich wurde durch die erstmalige Teilnahme am diesjährigen Girls'Day auf die Initiative Klischeefrei aufmerksam. Da ich selbst erst sehr kurz bei der Firma PWM als Human Resources Managerin angestellt bin, war ich anfangs überrascht, dass wir, mit unseren doch recht „typisch männlichen“ Berufen, noch nie an einem solchen Berufsfindungstag teilgenommen haben. Das mussten wir natürlich sofort ändern, also meldete ich PWM zum Girls'Day an.

Ich finde es sehr wichtig, Mädchen und Jungen, Frauen und Männern dieselben Möglichkeiten aufzuzeigen und ihnen so alle Optionen für den eigenen Karriereweg zu geben. Ich habe noch nie daran geglaubt, dass es Arbeiten gibt, die von einem Geschlecht nicht ausgeführt werden können. Typisch weiblich, typisch männlich gibt es für mich nicht. Schon als Kind habe ich lieber mit den Jungs Fußball gespielt, als mit den Mädchen die Haare meiner Barbiepuppe zu kämmen – dennoch habe ich mich nie fehl am Platz gefühlt.

Ich denke, besonders unsere Kindheit ist geprägt von typisch weiblichen oder typisch männlichen Einflüssen, was sich bis ins Erwachsenenleben durchzieht, wenn man es niemals anders kennenlernt. Das ist, denke ich, der Hauptgrund, warum wir mit der Initiative Klischeefrei Mädchen und Jungen, Frauen und Männer dabei unterstützen möchten, über das bisher Bekannte hinauszublicken und so eventuell neue Wege zu erkennen, die wirklich zu einem passen – nicht nur Wege, die die Außenwelt erwartet.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Mir ist sehr bewusst, dass unsere Verantwortung mit der Teilnahme am Girls'Day nicht getan ist, wenn es um geschlechtersensible Berufsorientierung geht. Aber es ist ein Anfang!

Wir haben bereits zwei weibliche Auszubildende (von insgesamt sieben) und das sogar in den Bereichen Technisches Produktdesign und Elektronik für Betriebstechnik. Wie man sieht, haben wir uns zwar bisher noch nicht konkret für geschlechterneutrale Berufswahl eingesetzt, aber in den Köpfen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheint das Klischee „typisch weiblich, typisch männlich“ auch keine allzu große Rolle zu spielen.

Dennoch strebe ich natürlich in Zukunft mit PWM auch konkrete Projekte an. Mit Unterstützung des Oberbergischen Kreises sind wir beispielsweis aktuell auf der Suche nach einer verbindlichen Schulpartnerschaft, um den Mädchen und Jungs eine, über die Möglichkeiten der Schule hinausgehende, Berufsvorbereitung zu bieten. Ich finde es wichtig, dass bei der Berufsvorbereitung sowohl Eltern, Schulen, wie auch Unternehmen aktiv dazu beitragen, den Schülerinnen und Schülern berufliche Möglichkeiten aufzuzeigen und so aktiv unser aller Zukunft zu sichern.

Diesen Wandel der Denkweise sehe ich als richtig und sinnvoll an, denn alle Beteiligten profitieren somit gleichermaßen – Schülerinnen und Schüler werden bei der Berufswahl nicht alleine gelassen, Eltern und Schulen werden entlastet und Unternehmen können sich schon heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen sichern und zwar unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. Ich freue mich jedenfalls sehr über diese Herausforderung, die es gemeinsam mit PWM zu bewältigen gilt!