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29.03.2019

„Mädchen und Jungen sollen gar nicht erst mit Geschlechterklischees konfrontiert werden“

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ setzt sich bundesweit für MINT-Bildung in Kita, Hort und Grundschule ein – und zwar für Mädchen und Jungen gleichermaßen. Vorstandsvorsitzender Michael Fritz und Vorständin Angelika Dinges erläutern den Ansatz der Bildungsinitiative.

Foto der Vorstandsmitglieder Angelika Dingens (links) und Michael Fritz (rechts)

Können Sie uns die Stiftung kurz vorstellen?

Die gemeinnützige Stiftung "Haus der kleinen Forscher" engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen.

Dafür bieten wir mit unseren Netzwerkpartnern in ganz Deutschland ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten.

Das „Haus der kleinen Forscher“ macht sich für den Zugang zu Bildung für alle Kinder und deren gesellschaftliche Teilhabe stark – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Einkommen der Eltern. Kinder sollen die Welt mit offenen Augen selbst entdecken können. Dabei steht die Stiftung für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienwahl ein?

Michael Fritz: Mädchen und Jungen bringen Neugier und Entdeckergeist mit. Sie wollen ihre Umwelt erkunden und begreifen. Aus jeder neuen Entdeckung ergeben sich unzählige neue Fragen. Mit unserem Fortbildungsprogramm tragen wir dazu bei, dass Kinder diesen Fragen auf forschende Weise nachgehen können und dabei immer wieder ihre Selbstwirksamkeit erleben.

Angelika Dinges: Wir unterscheiden dabei nicht zwischen Mädchen und Jungen, denn alle Kinder erforschen gleichermaßen ihre Umwelt und sind von naturwissenschaftlichen, technischen und mathematischen Phänomenen fasziniert. Dieses Interesse, diese Neugierde, diese Freude an MINT wollen wir bewahren, da wir davon ausgehen, dass spätere geschlechtsabhängige Interessenunterschiede vor allem durch die unterschiedliche Sozialisation beeinflusst sind. Ein Beispiel dafür? Studien zeigen, dass geschlechterstereotype Überzeugungen von Vätern gegenüber Mathematik („Zahlen sind mehr was für Jungs“) sich hemmend auf das Interesse ihrer Töchter an Mathematik auswirken. Und wir wollen allen Kindern die Erfahrung ermöglichen: „Ich kann MINT!“

Michael Fritz: In den Kitas sind die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte natürlich auch Rollenvorbilder. Und 94 % dieser Fachkräfte sind Frauen. Wenn diese nun gemeinsam mit den Kindern erleben, dass MINT-Themen spannend sind und sie ihren Spaß am Forschen und Entdecken haben, hat das auch einen positiven Einfluss auf die Geschlechterbilder. In unseren Fortbildungen begeistern wir Pädagoginnen und Pädagogen gleichermaßen für MINT-Themen. Das ermutigt und unterstützt sie dabei, eine positive Einstellung zu Mathe, Naturwissenschaft, Informatik und Technik weiterzutragen.

Angelika Dinges: Wir setzen ganz am Anfang an: Mädchen und Jungen sollen gar nicht erst mit Geschlechterklischees in Bezug auf MINT konfrontiert werden. Darum achten wir auch in unserer Kommunikation darauf, geschlechtersensibel zu sein, beispielsweise sprechen wir von Mädchen und Jungen, Erzieherinnen und Erziehern – und ich bin Vorständin im Vorstandsgremium. Auch bei unserer Bildauswahl legen wir Wert darauf, Mädchen und Jungen gleichermaßen abzubilden (und generell Diversität zu zeigen).

Was hat Sie motiviert, sich bei der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Bei uns in der Organisation wird „klischeefrei“ gelebt. Unser Angebot richtet sich an Mädchen und Jungen gleichermaßen – alle Kinder bringen Forscherdrang mit. Und wir helfen pädagogischen Fach- und Lehrkräften dabei, die Kinder qualifiziert beim Forschen zu begleiten. Die Initiative Klischeefrei bietet mit ihren Informationen und Kontakten die Möglichkeit, dass wir uns mit anderen Akteuren vernetzen und so gemeinsam nachhaltig dazu beitragen, „Typisch Junge, typisch Mädchen“ in unserer Welt immer kleiner werden zu lassen.