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„Unser Ziel ist ein vielfältiges und inklusives Forschungs- und Arbeitsumfeld“

ECONtribute: Markets & Public Policy ist eine gemeinsame Initiative der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Universität zu Köln und der einzige Exzellenzcluster im Bereich Wirtschaftswissenschaften, der erfolgreich aus der Exzellenzstrategie der Deutschen Forschungsgemeinschaft hervorgegangen ist. Tim Bock, Forschungsreferent bei ECONtribute, und Prof. Dr. Matthias Heinz, Gleichstellungsbeauftragter bei ECONtribute, erläutern im Interview, wie sich der Cluster für klischeefreie Berufs- und Studienorientierung engagiert.

„Unser Ziel ist ein vielfältiges und inklusives Forschungs- und Arbeitsumfeld“

Herr Heinz, Herr Bock, können Sie ECONtribute bitte kurz vorstellen?

Matthias Heinz: ECONtribute ist der gemeinsame Exzellenzcluster der Universität Bonn und der Universität zu Köln. Unsere Forscher*innen untersuchen die Funktionsweise von Märkten und deren Versagen angesichts fundamentaler gesellschaftlicher und technologischer Veränderungen. Ziel ist es, eine neue Herangehensweise für die Analyse von Marktversagen zu finden, die den sozialen, technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der heutigen Zeit, wie Digitalisierung, globale Finanzkrisen, zunehmender Ungleichheit und politischer Polarisierung gerecht wird. Bei ECONtribute arbeiten rund 60 Wissenschaftler*innen aus der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, der Psychologie und Soziologie, der Politikwissenschaft und der Rechtswissenschaft.

Tim Bock: Forscherinnen sind im Bereich der Wirtschaftswissenschaften deutlich unterrepräsentiert. Wir priorisieren daher die Förderung von Frauen, indem wir ein vielfältiges und inklusives Forschungs- und Arbeitsumfeld schaffen, sowie eine Vielzahl von unterstützenden Maßnahmen anbieten. Seit Beginn des Clusters im Januar 2019 haben wir ein eigenes Konzept zur Förderung der Chancengleichheit entwickelt, welches auf der Forschung führender Expert*innen basiert, und haben bereits zahlreiche dieser Maßnahmen erfolgreich umgesetzt.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Tim Bock: Rund die Hälfte der Studierenden an den Universitäten Bonn und Köln im Bereich Wirtschaftswissenschaften sind Frauen. Der Anteil der weiblichen Promovierenden ist bereits deutlich geringer und am niedrigsten bei den Professorinnen.

Wir ergreifen daher Maßnahmen, damit sich junge Frauen für eine langfristige Karriere in den Wirtschaftswissenschaften entscheiden und schaffen geeignete Rahmenbedingungen damit sich der Anteil an Forscherinnen auf allen Ebenen erhöht.

Um dem Ziel einer Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees nachzukommen, benötigt es jedoch zum einen die Zusammenarbeit aller am Bildungsprozess beteiligten Personen und Institutionen. Daher ist es uns ein Anliegen unsere Maßnahmen in der Öffentlichkeit breiter und sichtbarer zu veröffentlichen, sowie langfristige Kooperationen mit anderen Einrichtungen aufzubauen und zu pflegen. Zum anderen benötigt es einer klischeefreien Herangehensweise aller Beteiligten. Deshalb möchten wir als gutes Beispiel vorausgehen und zeigen, dass es notwendig ist sich für eine Gesellschaft frei von Geschlechterklischees einzusetzen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Matthias Heinz: Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, ein vielfältiges und inklusives Forschungs- und Arbeitsumfeld zu schaffen und die Repräsentation von Frauen zu erhöhen. Dazu haben wir ein Konzept, basierend auf der Forschung führender Gleichstellungs-Expert*innen, entwickelt. Grundsätzlich ist das Konzept auf vier Säulen aufgebaut: Der Bereitstellung von flexiblen Karrierewegen, dem Schaffen geeigneter Rahmenbedingungen, der Schärfung des Bewusstseins sowie dem Schaffen von Netzwerken und „Role Models“ (Vorbildern).

Wir fördern junge Forscherinnen auf dem Weg zur eigenen Professur durch ein maßgeschneidertes Tenure-Track-System. Der Cluster verfügt darüber hinaus über ein eigenes Nachwuchs-Förderprogramm, das Young ECONtribute Program, dass junge Forscherinnen auf eine Karriere in den Wirtschaftswissenschaften individuell vorbereitet.

Zudem unterstützen wir die Kooperation der beiden Universitäten mit Kinderbetreuungseinrichtungen und bieten Entlastungen für den beruflichen Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes an. Um ein besseres Verständnis der Problematik in der Öffentlichkeit zu schaffen, haben wir unsere eigene Vortragsreihe „ReStart“ eingeführt, in der Fragen der Chancengleichheit öffentlich diskutiert werden. Wir suchen den Diskurs sowohl mit Forscher*innen als auch mit der allgemeinen Öffentlichkeit, Bildungseinrichtungen und Institutionen.
Durch Women‘s Lunches und Netzwerk-Events fördern wir Netzwerke zwischen Forscherinnen und bieten jungen Forscherinnen Role Models an.

Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?

Tim Bock: Wir haben zu einer Schärfung des Bewusstseins innerhalb der Profession und der Öffentlichkeit beigetragen. Die öffentliche Vortragsreihe Restart wurde so stark nachgefragt, dass wir diese ausgeweitet haben. In den ersten 1,5 Jahren konnten wir zudem eine Vielzahl von Forscherinnen für uns gewinnen, unter anderem wurden sechs Forscherinnen als Professorinnen eingestellt. Darüber hinaus wurde unser Gleichstellungskonzept bereits 2019 mit dem Jenny Gusyk „Innovation Award“ ausgezeichnet.