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13.08.2020

„Von Anfang an einen klischeefreien Blick vermitteln“

Die Kinderkrippe Zwergenzauber aus München-Lochhausen möchte gerne männliches Kita-Personal gewinnen und hat deshalb unter anderem im Schutzkonzept explizit den Schutz des männlichen Personals vor Vorverurteilungen verankert. Wie sich die Kita für eine klischeefreie frühe Bildung einsetzt, erklärt Leiterin Carmen Mayer im Interview.

„Von Anfang an einen klischeefreien Blick vermitteln“

Frau Mayer, können Sie die Kinderkrippe Zwergenzauber kurz vorstellen?

Die Kinderkrippe Zwergenzauber ist eine vier-gruppige Kinderkrippe mit Platz für bis zu 48 Kinder im Westen Münchens. Die Kinder, die unsere Krippe besuchen sind zwischen 3 Monaten und 3 Jahren alt. Uns ist wichtig Kinder individuell zu erziehen und als eigene Persönlichkeiten zu sehen. Deshalb ist uns auch wichtig mit guten Beispiel voran zu gehen und auch die Mitarbeitenden als eigene Persönlichkeiten zu sehen, die sich mit ihren Fähigkeiten und Interessen individuell einbringen in den Betreuungsalltag.

Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?

Einerseits die Tatsache, dass wir schon lange gerne männliche Unterstützung im Team hätten, aber sich leider keine männlichen Fach- oder Ergänzungskräfte bei uns bewerben. Wir wollen deshalb für die Arbeit in Krippen bei männlichen Fach- und Ergänzungskräften Werbung machen, Vorurteile diesbezüglich abbauen bzw. ihnen aktiv entgegentreten. Und zeigen, dass wir nicht nur ein individuelles und multikulturelles Team sind, sondern auch eines, in dem alle Gender Platz haben und willkommen sind. Das sehen wir dann auch als Bereicherung für die Kinder, die wir betreuen.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs-und Studienorientierung ein?

Zunächst ist bereits unsere Betreuungs- und Erziehungsarbeit mit den Kindern, die unsere Einrichtung besuchen, ein Beitrag zur geschlechtersensiblen Berufs- und Studienorientierung. Wenn wir es schaffen, dass Kinder bereits im Bereich der frühkindlichen Bildung ein klischeefreier Blick auf die verschiedenen Gender vermittelt wird und sie eben nicht davon ausgehen, dass Mama immer bäckt, Papa immer zum Arbeiten fährt und im Krankenhaus Frauen immer Krankenschwester und Männer immer Ärzte sind, dann steigen die Chancen, dass sie später auch an die eigene Berufswahl ohne Klischees im Kopf heran gehen.

Bei der Personalgewinnung sind wir natürlich zunächst darauf angewiesen, dass sich männliche Fach- und Ergänzungskräfte überhaupt bewerben, damit wir diese einstellen können. Wir müssen bei männlichen Bewerbern einfach die Lust an Krippenarbeit entfachen und gleichzeitig Ängste vor Vorverurteilung abbauen. Als ersten Schritt haben wir in unserem Schutzkonzept auch explizit den Schutz des männlichen Personals vor Vorverurteilungen verankert. Gleichberechtigung funktioniert in beide Richtungen und männliches Personal in der Krippe hat die gleichen Pflichten und Rechte und Aufgaben wie weibliches Personal und genießt das selbe Grundvertrauen durch uns als Arbeitgebende.

Des Weiteren haben wir an einer digitalen LGBTQ+ Jobmesse teilgenommen um Flagge zu zeigen und dort einige positive Rückmeldungen bekommen. Im nächsten Jahr möchten wir am Boys‘Day teilnehmen, wenn dieser trotz des aktuellen Infektionsgeschehens stattfinden kann.