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02.10.2020

„Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht“

Ute Wehling stellt im Interview die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade vor. Mit dem Projekt „Fachkräftezentrum Handwerk“ will sie mit alten Vorurteilen aufräumen.

„Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht“

Frau Wehling, stellen Sie doch die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade bitte kurz vor.

Wir vertreten die Interessen von rund 28.000 Handwerksbetrieben zwischen Cuxhaven und Clausthal-Zellerfeld. Damit sind wir die flächenmäßig größte Handwerkskammer in Deutschland. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist der ganze Bereich der beruflichen Bildung im Handwerk und damit natürlich auch die handwerkliche Ausbildung. In diesem Rahmen spielt für uns das Thema Berufsorientierung eine wichtige Rolle.

Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?

Das Handwerk ist in weiten Bereichen unverändert männlich. Trotz aller gut gemeinten Projekte und Initiativen der vergangenen Jahrzehnte ist es uns nicht gelungen, diesen Trend zu ändern. Umso wichtiger ist es unserer Ansicht nach, Klischees hinsichtlich der Berufsorientierung aufzubrechen, und zwar nicht nur bei den jungen Menschen, die vor der Berufswahl stehen, sondern gerade auch bei den ausbildenden Betrieben. Unserer Erfahrung nach werden junge Frauen, die sich für eine Ausbildung in einem so genannten typisch männlichen Handwerksberuf interessieren, nämlich vielfach unverändert mit den üblichen Vorurteilen und Klischees ihrer meist männlichen Ausbilder und Kollegen konfrontiert.

Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?

Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht. Wir wollen Betriebe sensibilisieren, bei der Suche nach Fachkräften stärker Frauen ins Visier zu nehmen und als potenzielle Auszubildende in Betracht zu ziehen. Dazu haben wir auch unsere Berater*innen entsprechend geschult und einen entsprechenden Handlungsleitfaden erarbeitet. Wir wollen den Betriebsinhabern zeigen: #frauenkönnenhandwerk. Mit diesem Hashtag wollen wir einen aktiven Austausch initiieren, um vielen Mädchen und Frauen den Weg ins Handwerk zu erleichtern.

Welche Erfolge haben Sie bereits mit Ihrem Engagement erreichen können?

Wir haben eine erfolgreiche Plakat- und Postkartenkampagne realisiert, in der wir junge Frauen zeigen, die sich erfolgreich im Handwerk durchgesetzt haben. Damit demonstrieren wir, dass auch Frauen Handwerk können und alte Rollenbilder nicht mehr standhalten. Ob Frau oder Mann ein Handwerk ausübt ist nicht entscheidend, sondern der Wille und das Können.