„Wir möchten Klischees Stück für Stück aufbrechen“
Die IT-Schule 42 Wolfsburg möchte diverser werden
In der IT-Branche gibt es immer noch hartnäckige Geschlechterklischees. Die Software-Engineering-Schule 42 Wolfsburg sieht das kritisch und setzt auf Diversität.
Herr Reinhardt, könnten Sie Ihre Schule bitte kurz vorstellen?
„Die 42 Wolfsburg ist eine einzigartige Schule für Software-Engineering, in der selbständiges Lernen, praxisnahe Projekte und Betreuung durch Expert*innen zusammenkommen. Programmieren wird bei uns nicht im Hörsaal gelehrt. Es gibt keine Vorlesungen oder Dozent*innen. Die Ausbildung basiert auf den Prinzipien des Peer-Learning unter den Studierenden. Aktuell studieren 380 Studierende aus über 30 Ländern an der Schule.“
Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?
„Wir sind eine offene Gemeinschaft und leben den inklusiven Gedanken jeden Tag. Leider gibt es gerade in der IT-Branche immer noch viele Vorurteile und veraltete Rollenbilder. Mit unserer Mitgliedschaft möchten wir diese Stück für Stück noch weiter aufbrechen und neben dem Wissensaustausch mit anderen Mitgliedern auch von der Expertise der Initiator*innen profitieren.“
Welchen Beitrag leistet Ihre Schule für eine Berufs- und Studienorientierung frei von Geschlechterklischees – bzw. was planen Sie?
„An der 42 Wolfsburg gibt es keine Zugangsbeschränkungen. Jeder und jede über 18 kann sich bewerben und sich für eines unserer sogenannten Piscines (4-wöchige Auswahlverfahren) anmelden. Wir fragen nicht nach bestimmten Abschlüssen oder setzen eine gewisse Berufserfahrung voraus. Alles, was nötig ist, sind Motivation und der Wille, gemeinsam mit den Kommilitonen zu lernen.
Um das Studienangebot noch bekannter zu machen und für eine angenehme Lernatmosphäre für Interessenten zu sorgen, veranstalten wir regelmäßig sogenannte Discovery Piscines. Hier geben wir bestimmten, in der IT-Welt häufig unterrepräsentierten Gruppen, die Chance, im Rahmen einer Schnupperwoche unser Angebot kennenzulernen. Das letzte Discovery Piscine im Januar 2024 richtete sich zum Beispiel ausschließlich an Frauen und war mit 50 Teilnehmerinnen sehr gut besucht.“
Wie ist Ihre Schule zurzeit aufgestellt? Wie sieht der Frauen- und Männeranteil in den verschiedenen Positionen aus? Gibt es zum Beispiel Role Models für junge Frauen?
„Aktuell sind 23 Prozent unserer Studierenden nicht männlich. Unser Team besteht zu nahezu gleichen Teilen aus Männern und Frauen bzw. sind non-binary. Hier muss man aber dazu sagen, dass aktuell auch bei uns die Positionen mit hohem IT-Bezug hauptsächlich männlich besetzt sind. Role Models existieren hauptsächlich in Form unserer Alumni, die nach ihrem Einstieg in die Berufswelt regelmäßig zurück an den Campus kommen und ihre Erfahrungen teilen. Zwei Beispiele stellen wir auf unserer Website vor.“