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21.03.2024

5. Fachtagung der Initiative Klischeefrei – die Dokumentation

„Klischees, Berufe und Kulturen – was wir voneinander lernen können“ – unter diesem Motto fand die 5. Fachtagung der Initiative Klischeefrei im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Lernen konnten Teilnehmende wie Referentinnen und Referenten an diesem Tag gleichermaßen – dank des spannenden Programms mit internationalen Bezügen.

Den Blick beim Thema Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt über nationale Grenzen hinweg schweifen zu lassen und dabei weitere Diversitätsdimensionen zu berücksichtigen, war der Schwerpunkt der diesjährigen Klischeefrei-Fachtagung in den repräsentativen Räumen des Auswärtigen Amts. Im Weltsaal und im Europasaal kamen rund 400 Teilnehmende aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland zusammen, tauschten sich rege auf den Fluren bei Kaffee oder Tee aus, informierten sich auf dem Markt der Lösungen und an den Infoständen der Botschaften von Frankreich, Spanien, Schweden, Kolumbien und Mexiko und lernten von- und miteinander.

So war die 5. Fachtagung in 3 Minuten

„Klischees, Berufe und Kulturen – was wir voneinander lernen können | Clichés, Cultures, Careers: What can we learn from each other?“ – unter diesem Motto kamen am 1. März 2024 rund 400 Teilnehmende und hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik zur 5. Fachtagung der Initiative Klischeefrei im Auswärtigen Amt in Berlin zusammen. Das Video präsentiert Statements und Highlights aus dem abwechslungsreichen Programm.

Grußworte zu Beginn

Kristin Augsburg
Kristin Augsburg, Auswärtiges Amt
Miguel Diaz
Miguel Diaz, Leiter der Servicestelle der Initiative Klischeefrei
Plenum Begrüßung
Ein Blick in den gut gefüllten Weltsaal
Elke Büdenbender
Elke Büdenbender, Schirmherrin der Initiative Klischeefrei

Eröffnet wurde die Tagung von der Beauftragten des Auswärtigen Amts für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität, Kristin Augsburg. In ihrem Grußwort betonte sie die Bedeutung von Klischeefreiheit für das Auswärtige Amt als großer Arbeitgeber: „Wir streben an, genauso vielfältig zu sein, wie die deutsche Gesellschaft“. 

Miguel Diaz, Leiter der Servicestelle der Initiative Klischeefrei, dankte in seiner darauffolgenden Begrüßungsansprache den knapp 600 Partnerorganisationen der Initiative für ihr Engagement: „Gemeinsam tragen wir die Idee von Klischeefreiheit in die Gesellschaft“.  

Schirmherrin Elke Büdenbender meldete sich per Videobotschaft. Sie hob in ihrem Grußwort hervor, wie wichtig es sei, für mehr Klischeefreiheit in der Gesellschaft bei Kindern und Jugendlichen anzusetzen. Dafür brauche man auch die Eltern. „Mehr noch als andere haben sie großen Einfluss und eine starke Vorbildfunktion für ihre Kinder“, so Büdenbender. Vor allem komme dies in Orientierungsphasen wie der Berufswahl zum Tragen.  

Sehen Sie hier die Livemitschnitte der Grußbotschaften.

Podiumsgespräch

Annalena Baerbock
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock
Prof. Dr. Katharina Zweig
Prof. Dr. Katharina Zweig
Welt
Alle Welt hört zu
Datenblatt
Das analoge Datenblatt machte. die Herausforderungen beim Training von KI anschaulich
Emre Celik nah
Emre Çelik
Lisa Paus
Prof. Dr. Katharina Zweig, Bundesfamilienministerin Lisa Paus, Emre Çelik (v.l.n.r.)
Schreibende Teilnehmende
Teilnehmende bei der Arbeit mit dem Datenblatt
Teilnehmende
Das Publikum folgte der Diskussion mit großem Interesse
Die Podiumsteilnehmenden mit Miguel Diaz und Moderatorin Anne Chebu
Annalena Baerbock, Prof. Dr. Katharina Zweig, Lisa Paus, Emre Çelik, Miguel Diaz und Moderatorin Anne Chebu (v.l.n.r.)

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ließ es sich als Gastgeberin nicht nehmen, persönlich die Podiumsdiskussion zu moderieren. Mit ihr auf der Bühne saßen Bundesfamilienministerin Lisa Paus, die Leiterin des Algorithm Accountability Labs am Fachbereich Informatik der RPTU Kaiserslautern, Prof. Katharina Zweig, und der Antidiskriminierungsexperte Emre Çelik. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Frage, inwiefern Künstliche Intelligenz klischeefrei ist. Welche Rolle kann sie in Bewerbungsprozessen spielen und warum ist es so wichtig, Klischeefreiheit bei ihrer Entwicklung mitzudenken?

In ihrem Eingangsstatement stellte Annalena Baerbock klar, dass Geschlechtergerechtigkeit nicht nur gerecht, sondern auch gut für die Wirtschaft sei – auch vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs um Fachkräfte. Die Ministerin machte deutlich, dass Deutschland in Sachen Gleichberechtigung und Klischeefreiheit mitnichten Vorreiter sei, sondern: „Das, was wir hier diskutieren, ist mindestens der Standard, wenn nicht gar in vielen Ländern überholt.“ Gerade im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung falle auf, dass in IT-Berufen Frauen fehlten und die weibliche Perspektive unterrepräsentiert sei.  

Lisa Paus sprach die gesellschaftspolitische Komponente der Digitalisierung an, die bisher zu wenig mitgedacht worden sei. Deshalb habe das Bundesfamilienministerium die „Agenda für Smarte Gesellschaftspolitik“ herausgegeben. Das Ziel: die Digitalisierung soll feministisch und gerecht gestaltet werden. Diskriminierungsfragen müssten mitgedacht werden, denn im Digitalen lebten die analogen Klischees fort, erklärte Paus. Deshalb sei es auch dringend notwendig, alle frauenpolitischen Akteure zu aktivieren. Es reiche nicht, „ein bisschen mehr Skills“ zu haben. Der gesamte gesellschaftspolitische Bereich werde von der Digitalisierung gestaltet. „Die Entwicklungen in der Digitalisierung verbessern nicht nur die Situation nicht, sondern sie können einen erheblichen Backlash bedeuten“, warnte Paus.  

Prof. Katharina Zweig konnte mit Hilfe des Publikums und eines analogen Sets bestehend aus Papier, Klebestreifen und Holzstab zeigen, wie komplex es ist, gute Datensätze für das Trainieren einer künstlichen Intelligenz zu erhalten. Das Gitter auf dem Papier symbolisierte einen Datensatz für eine Personalauswahl-KI. Eine diskriminierungsfreie Einteilung der Daten stellte sich für die Menschen im Plenum als sehr schwierig heraus. „Wir müssen genau überlegen, wie wir Menschen charakterisieren wollen“, griff Prof. Zweig das Versuchsergebnis auf. Menschen verfügten oft über Fertigkeiten oder Kenntnisse, die man einem Lebenslauf nicht ansehen könne. In einer als Arbeitslosigkeit klassifizierten Lebensphase habe eine Person zum Beispiel Kinder aufgezogen oder Angehörige gepflegt, die Welt bereist oder Ehrenämter ausgeübt. Solche Dinge trügen zur Kompetenzbildung bei, fänden sich aber nicht in klassischen Trainingsdatensätzen. „Wir sollten die Digitalisierung dafür nutzen, als Gesellschaft unsere Prozesse zu überdenken“, forderte Prof. Zweig. 

Emre Çelik hielt fest, dass wir in einer Gesellschaft lebten, die uns nicht so sehe, wie jemand ist, sondern so, wie er oder sie sein sollte. Diskriminierung würde genutzt, um Menschen in negative Klischees zu pressen. Am Arbeitsplatz geschieht Diskriminierung häufig in einem Graubereich, unterschwellig, unbewusst oder manipulativ. Er forderte klare Richtlinien in Unternehmen und ausreichende Sensibilität für das Thema bei Entscheidungsträgerinnen und -trägern. So wies er unter anderem darauf hin, dass Männer als bisher in Unternehmen häufig privilegierte Gruppe Frauenförderung als Diskriminierung empfinden könnten. „Es werden nur noch Frauen befördert“ sei ein häufig geäußertes Vorurteil. Doch dies sei falsch. Denn die Politik „Wir befördern AUCH Frauen“ sei in Wirklichkeit eine Politik für alle, also auch für Männer.  

Die komplette Diskussion steht als Aufzeichnung zur Verfügung.

Keynote

Einen internationalen Blickwinkel und eine vergleichende Perspektive brachte Prof. Lena Hipp, PhD vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) mit ihrer Keynote ein. Sie betrachtete die „Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich“ und legte dar, wie sich Ungleichheiten im Lebensverlauf entwickeln. Entlang von Schlüsselthemen wie Bildung, Berufswahl, Elternschaft, Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit bis hin zu Karriereaufstiegen erläuterte sie, warum sich die Einkommens- und Karriereschere zwischen den Geschlechtern im Lebensverlauf immer weiter öffnet. Die Berufswahl sei ein wichtiger Treiber dieser Ungleichheit am Arbeitsmarkt, so Prof. Hipp, da Frauen und Männer nicht nur in Deutschland unterschiedlich bezahlt werden. International lohne es sich, genau hinzusehen. Während Männer in allen gezeigten Staaten nahezu in Vollzeit arbeiten, zeige ein Blick auf die Erwerbssituation von Frauen große Unterschiede zwischen den Ländern.

Die vollständige Keynote können Sie im Livemittschnitt ansehen.

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