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Vorzeitige Lösungen betrieblicher Ausbildungsverträge

Vertragslösungen nach Geschlecht

2022 wurden 155.325 Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst: 58.209 Verträge mit Frauen, 97.116 Verträge mit Männern. Zum Vergleich: In demselben Jahr gab es insgesamt 475.143 Neuabschlüsse. Der Anteil der Vertragslösungen von betrieblichen Ausbildungsverträgen an allen Neuabschlüssen (Vertragslösungsquote) ist bis zum Jahr 2022 bei den Frauen auf 30,1 Prozent und bei Männern auf 29,2 Prozent angestiegen. Seit 2020  wächst der Geschlechterunterschied in der Vertragslösungsquote an: Frauen weisen somit weiterhin eine geringfügig höhere Vertragslösungsquote auf. 1

Grafik
Abb. 1:
Entwicklung der Vertragslösungsquoten nach Geschlecht in Prozent

Unterschiede nach Ausbildungsbereich

Geschlechterunterschiede bestehen insbesondere in den Ausbildungsbereichen Handwerk, Landwirtschaft und Hauswirtschaft. Während die Vertragslösungsquoten von Frauen in den zuerst genannten Bereichen höher sind, ist die Lösungsquote der Männer im Bereich des Öffentlichen Dienstes vergleichsweise hoch.1

Balkendiagramm
Abb. 2:
Vertragslösungsquoten nach Geschlecht und Ausbildungsbereich im Jahr 2022

Vertragslösungen in der Probezeit

Die meisten vorzeitigen Vertragslösungen erfolgen bereits im ersten Ausbildungsjahr – viele davon bereits in der Probezeit. Mit 11,2 Prozent ist die Vertragslösungsquote bei den Frauen während der Probezeit etwas höher als bei Männern mit 9,4 Prozent.1

Männer: 29,2 % (9,4 % in Probezeit, 19,8 % nach Probezeit); Frauen: 30,1 % (11,2 in Probezeit, 18,9 % nach Probezeit)
Abb. 3:
Aufteilung der Vertragslösungsquote nach Zeitpunkt der Vertragslösung und Geschlecht im Jahr 2022

Vorzeitige Vertragslösungen in der betrieblichen Ausbildung

Vorzeitige Vertragslösungen in der betrieblichen Ausbildung sind definiert als Ausbildungsverträge, die vor Ablauf der Ausbildungszeit durch den Auszubildenden/die Auszubildende oder den Ausbildungsbetrieb gelöst wurden. Vorzeitige Vertragslösungen sind nicht zwingend gleichzusetzen mit einem Abbruch der Ausbildung.

Studien zeigen: Ungefähr die Hälfte der Frauen und Männer mit einer vorzeitigen Vertragslösung schließt einen neuen Ausbildungsvertrag ab. Die Vertragslösungsquote gibt den Anteil der vorzeitigen Vertragslösungen an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wieder. Die Vertragslösungsquote der aktuellen Ausbildungskohorte wird teilweise auf Basis von Vertragsauflösungen in früheren Jahren geschätzt.2

Entwicklung der betrieblichen Ausbildung und vorzeitigen Vertragslösungen

Vor dem Hintergrund eines ansteigenden Fachkräftemangels wird die Entwicklung der vorzeitigen Vertragslösungen in der betrieblichen Bildung intensiv beobachtet. Die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge steigt nach der Corona-Pandemie langsam wieder an. Die Vertragslösungsquote ist in der Pandemie zurück gegangen, seitdem aber auf ein höheres Niveau als davor angestiegen.1

Vertragslösungsquoten nach Ausbildungsmerkmalen

Die Vertragslösungsquote variiert nach verschiedenen strukturellen Merkmalen: die Zugehörigkeit zu bestimmten Personengruppen (z. B. Geschlecht), berufsspezifische und betriebliche Merkmale (z. B. Betriebsgröße).1

Frauen und Männer verteilen sich ungleich auf die verschiedenen Ausbildungsbereiche. Die Vertragslösungsquoten der Frauen in den Ausbildungsberufen des Handwerks und der Landwirtschaft zeigen, dass in den Bereichen, in denen Frauen zahlenmäßig unterrepräsentiert sind, die Lösungsquoten der Frauen tendenziell höher sind als die der Männer. Umgekehrt findet sich ein ähnlicher Effekt bei Männern in Ausbildungsbereichen, in denen sie vergleichsweise weniger stark vertreten sind.1

Deutlich über die Hälfte (62,9 Prozent) aller vorzeitigen Vertragslösungen fand im ersten Ausbildungsjahr statt, davon zu rund 50 Prozent bereits in der Probezeit. Nicht ganz ein Viertel der Vertragslösungen (22,7 Prozent) erfolgte im zweiten und die restlichen 10 Prozent im dritten bzw. vierten Ausbildungsjahr. Während der Probezeit lag die Auflösungsquote der Frauen (11,2 Prozent) 1,8 Prozentpunkte über der Quote der Männer; nach der Probezeit war sie mit 18,9 Prozent 0,9 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Der Anteil der frühen Vertragslösungen im ersten Ausbildungsjahr nimmt seit 2005 kontinuierlich zu.1

Gründe für Vertragslösungen

Auszubildende nennen als Gründe für vorzeitige Vertragslösungen vor allem Konflikte mit anderen Auszubildenden oder mit Vorgesetzten, eine mangelnde Ausbildungsqualität und ungünstige Arbeitsbedingungen. Persönliche oder gesundheitliche Gründe sowie falsche Berufsvorstellungen werden ebenfalls aufgeführt. Auf Seiten der Betriebe zählen vorrangig mangelnde Ausbildungsleistungen sowie mangelnde Motivation und Integration der Auszubildenden. Neuere Studien zeigen, dass nicht nur Merkmale (z. B. Qualifikation) und Bereitschaft der Auszubildenden, sondern auch betriebliche und berufliche Merkmale (z. B. Betriebsgröße) einen deutlichen Effekt auf das Risiko der Vertragslösung zeigen.1

  • 1

    Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2024. Informationen und Analyse zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn 2024. 

  • 2

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2024. Bonn, Berlin 2024. 

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Vorzeitige Lösungen betrieblicher Ausbildungsverträge", Stand 08/2025, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 08/2025

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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