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Schulische Berufsausbildung

Geschlechterverhältnisse in verschiedenen Ausbildungsbereichen

Eine Alternative zur betrieblichen Ausbildung ist die vollzeitschulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen oder Schulen des Gesundheitswesens. Rund ein Drittel (30 Prozent) der Auszubildenden entscheidet sich für diesen Ausbildungsweg, zum Großteil an einer Berufsfachschule. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an Berufsfachschulen ist seit 2010 stetig gesunken, an Schulen des Gesundheitswesens hingegen gestiegen. Während deutlich mehr Frauen an Schulen des Gesundheitswesens lernen, ist das Geschlechterverhältnis an Berufsfachschulen ausgeglichener.1

Balkendiagramme zu Berufsfachschulen und Schulen aus dem Gesundheitswesen
Abb. 1:
Schüler/innen an Berufsfachschulen und Schulen des Gesundheitswesens nach Geschlecht und ausgewählten Jahrgängen

Berufsfachschulen

Berufsfachschulen bieten in mehr als 20 Bereichen Ausbildungsgänge an – auch im Gesundheitsbereich. 77,9 Prozent der Schülerinnen konzentrieren sich auf lediglich sechs Berufsbereiche. Männer sind zwar an Berufsfachschulen weniger stark vertreten, verteilen sich aber auf ein breiteres Ausbildungsspektrum. In den sechs am stärksten besetzten Bereichen beträgt ihr Anteil 54,9 Prozent.2

Top 6 der Frauen und Top 6 der Männer
Abb. 2:
Schüler/innen in den Top-6-Berufsbereichen an Berufsfachschulen nach Geschlecht in Prozent

Schulen des Gesundheitswesens

Insgesamt sind Schülerinnen an Schulen des Gesundheitswesens mit einem Anteil von 73,1 Prozent deutlich stärker vertreten als Schüler (26,9 Prozent). Besonders ausgeprägt ist der Überhang an Schülerinnen in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (78 Prozent), der Diätassistenz (87 Prozent) und der Podologie (86 Prozent). In den Berufen medizinische/r Bademeister/in und Masseur/in ist das Geschlechterverhältnis hingegen ausgewogen.2

Grafik
Abb. 3:
Schüler/innen in ausgewählten Ausbildungsgängen an Schulen des Gesundheitswesens nach Geschlecht in Prozent

Merkmale der schulischen Berufsausbildung

Die vollzeitschulische Berufsausbildung umfasst rund 130 Ausbildungsgänge. Die Schulen sind als Ausbildungsträger für die gesamte Ausbildung einschließlich der fachpraktischen Phasen allein verantwortlich. Bei der betrieblichen bzw. dualen Ausbildung teilen sich Betriebe/Verwaltungen und Berufsschulen die Zuständigkeit. Die betriebliche Ausbildung ist einheitlich nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HWO) geregelt. Im Gegensatz dazu fällt die schulische Berufsausbildung unter ganz unterschiedliche bundes- oder landesrechtliche Regelungen.

Zu den Ausbildungen nach Bundesrecht zählen vor allem die Gesundheitsfachberufe, zum Beispiel in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege. Zu den Ausbildungsgängen nach Landesrecht zählen zum einen die Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe und zum anderen Assistenzberufe wie etwa staatlich geprüfte kaufmännische Assistent/innen.3

Von 2010 bis 2022/23 hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler an Berufsfachschulen um 21 Prozent auf 376.601 verringert. An Schulen des Gesundheitswesens hingegen ist ihre Zahl um 40 Prozent auf 184.903 gestiegen.1  

Schulische Berufsausbildung im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen

Der größte Anteil der Auszubildenden in der schulischen Ausbildung ist im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen zu finden. Hier hat es in den letzten Jahren einen starken Anstieg gegeben, anders als bei anderen schulischen Ausbildungen. Mögliche Gründe können die gestiegene Nachfrage nach Fachkräften in diesen Berufen und somit die Beschäftigungsaussichten sowie gezielte Initiativen zur Fachkräftegewinnung sein.  

Die Ausbildungsgänge sind dabei durch bundes- oder landesrechtliche Bestimmungen geregelt und werden an Berufsfachschulen, Schulen des Gesundheitswesens und Fachschulen durchgeführt. 74,8 Prozent der Lernenden in diesem Bereich sind weiblich.

Berufe in der Pflege sind der größte Ausbildungsbereich innerhalb der Gesundheitsberufe. Die Ausbildung, die seit dem 1. Januar 2020 die bisherigen Ausbildungen der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in dem Berufsbild Pflegefachmann/-frau vereint, war 2022 außerdem der Ausbildungsberuf, der in Deutschland am häufigsten gewählt wurde. Frauen sind mit einem Anteil von 72,2 Prozent im Jahre 2023 deutlich stärker vertreten als Männer, wobei dieser Anteil seit 2020 um 3,5 Prozentpunkte gesunken ist. Diese Entwicklung kommt dadurch zustande, dass die Zahl der männlichen Auszubildenden im Vergleich der letzten Jahre stetig gewachsen ist, während die Zahl der Frauen schwankt.

Sozial- und Bildungsberufe machen einen anderen Teil der schulischen Ausbildungen aus. Zu diesem Bereich werden unter anderem die Berufe Erzieher/in, Heilerziehungspfleger/in und Sozialassist/in gezählt. Im Schuljahr 2022/2023 begannen 76.600 Personen eine Ausbildung im Sozial- und Bildungswesen, davon waren 78,6 Prozent Frauen. Der Männeranteil ist in den Berufen der Heilerziehungspflege und der Heilerziehungspflegassistenz am größten, hier machen sie fast ein Drittel der Auszubildenden aus (32 Prozent). Die Ausbildung wird an Berufsfachschulen und Fachschulen ausgeführt. Durch die Öffnung des Ausbildungsmodelles, die als Reaktion auf den steigenden Fachkräftebedarf stattgefunden hat, sind aber auch vergütete Ausbildungsformate in einer Theorie-Praxis-Kombination möglich.4

Grafik zur schulischen Berufsausbildung im Gesundheits- , Bildungs- und Sozialwesen
Abbildung 4:
Geschlechterverhältnis der Anfängerinnen und Anfänger in Sozial- und Bildungsberufen (Schuljahr 2022/2023)

Schulische Berufsausbildung – Männer holen auf

In der schulischen Berufsausbildung bilden Frauen mit 62 Prozent zwar die Mehrheit, ein Blick auf das Geschlechterverhältnis zeigt jedoch eine Annäherung. An Berufsfachschulen hat sich seit 2010 die Differenz zwischen den Geschlechtern verringert: 2022/23 lag der Anteil der Männer bei 44 Prozent. An Schulen des Gesundheitswesens stieg der Männeranteil um 5 Prozentpunkte von 22 Prozent im Jahr 2010 auf 27 Prozent im Jahr 2022/23. Absolut gesehen haben 2022/23 im Vergleich zu 2010 über 20.000 Männer mehr eine schulische Ausbildung begonnen – das entspricht einer Steigerung von 72 Prozent.1

  • 1

    Statistisches Bundesamt (Destatis): Berufliche Schulen und Schulen des Gesundheitswesens. Grunddaten. Schuljahr 2022/2023.

  • 2

    Statistisches Bundesamt (Destatis): Berufliche Schulen und Schulen des Gesundheitswesens. Berufsbezeichnungen. Schuljahr 2022/2023.

  • 3

    Zöllner, M.: Schulische Ausbildungsgänge – eine unterschätzte Größe in der Berufsbildung. In: BWP (2015) 5, S. 52-54. 

  • 4

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2024. Bonn, Berlin 2024. 

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Schulische Ausbildung", Stand 08/2025, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 08/2025

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