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Betriebliche Ausbildung

Geschlechterverhältnisse in verschiedenen Ausbildungsbereichen

In der betrieblichen Ausbildung verteilen sich Frauen und Männer häufig sehr ungleich auf einzelne Ausbildungsbereiche. In den Freien Berufen und der Hauswirtschaft sind Frauen mit 90,7 Prozent und 84,3 Prozent deutlich stärker vertreten. Umgekehrt sind Männer im Bereich der Landwirtschaft mit 75,1 Prozent und im Handwerk mit 83,4 Prozent deutlich überrepräsentiert. In den Bereichen Öffentlicher Dienst sowie Industrie und Handel ist das Geschlechterverhältnis etwas ausgeglichener.1

Grafik zur Geschlechterverteilung 2022
Abb. 1:
Verteilung nach Geschlecht in einzelnen Ausbildungsbereichen im Jahr 2022 in Prozent

Frauen und Männer in den am stärksten besetzten Ausbildungsberufen

Jeder zweite junge Mann wählt einen der 20 am häufigsten gewählten betrieblichen Ausbildungsberufe (58 Prozent), bei den jungen Frauen sind es sogar fast 7 von 10 (67,3 Prozent). Frauen und Männer konzentrieren sich also nicht nur auf bestimmte Ausbildungsbereiche, sondern auch auf ganz bestimmte Ausbildungsberufe.2 Gerade einmal 5 Prozent der Auszubildenden im Bereich Kfz-Mechatronik und Industriemechanik sind weiblich. In Freien Berufen des Gesundheitswesens ist dieses ungleiche Verhältnis nahezu umgekehrt. Nur 4 Prozent der Medizinischen Fachangestellten sind männlich. Auch bei den Kaufleuten für Büromanagement sind mit 70 Prozent mehr Frauen beschäftigt. Bei den Kaufleuten im Einzelhandel ist das Verhältnis von Frauen und Männern dagegen annähernd ausgewogen.3

Kreisdiagramme: Frauen insgesamt 420321, Männer insgesamt 795984; Top-20-Ausbildungsberufe: Frauen 67,3 %, Männer 58 %; Sonstige Berufe: Frauen 32,7 %, Männer 42%
Abb. 2:
Anteile der Auszubildenden, die im Jahr 2022 einen Top-20-Ausbildungsberuf gewählt haben, in Prozent

Die betriebliche Ausbildung ist die am weitesten verbreitete Ausbildungsart in Deutschland – und sie ist vielfältig: Rund 330 anerkannte betriebliche Ausbildungsberufe gibt es in den Ausbildungsbereichen Industrie und Handel, Handwerk, Freie Berufe, Öffentlicher Dienst, Landwirtschaft und Hauswirtschaft.

Im Jahr 2023 wurden 489.182 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, insgesamt 14.038 mehr als im Vorjahr (+3 Prozent). Damit lag die Zahl weiterhin deutlich unter dem Wert von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie (-35.856 bzw. -6,8 Prozent). Während sich mehr Männer (62,2 Prozent) für eine betriebliche Ausbildung entscheiden, wählen Frauen (37,8 Prozent) seltener diesen Ausbildungsweg. Die Zahl der Frauen in der betrieblichen Ausbildung ging im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent zurück, die Zahl der Männer stieg um 0,3 Prozent leicht an.4 

Grafik
Abb. 3:
Verteilung in ausgewählten Ausbildungsberufen nach Geschlecht im Jahr 2023 in Prozent

Betriebliche Ausbildung – eine Frage des Geschlechts?

Innerhalb der betrieblichen Ausbildung verteilen sich Frauen und Männer ungleich auf die einzelnen Ausbildungsbereiche. Gemessen an ihrem Anteil an allen Auszubildenden sind Männer in den Ausbildungsbereichen der Hauswirtschaft und der Freien Berufe (z.B. Steuerfachangestellte oder medizinische Fachangestellte) stark unterrepräsentiert. Lediglich rund 11.000 der insgesamt 800.000 männlichen Auszubildenden sind in diesen Bereichen zu finden. Demgegenüber finden sich rund 106.000 weibliche Auszubildende in diesen beiden Bereichen – ein Viertel (25 Prozent) der rund 420.000 weiblichen Auszubildenden insgesamt. Im Bereich des Handwerks sowie im Bereich der Landwirtschaft sind die Anteile der männlichen Auszubildenden besonders hoch. 39,3 Prozent (312.900) der männlichen Auszubildenden sind dort zu finden, während lediglich 15,6 Prozent (65.760) der weiblichen Auszubildenden eine Ausbildung in diesen Bereichen gewählt haben.1

Nahezu unverändert sind seit Jahren die Zahlen der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe, von denen einige fast ausschließlich von jungen Männern oder von jungen Frauen gewählt werden. Mischberufe, in denen das Geschlechterverhältnis ausgewogener ist, sind vor allem branchenübergreifend zu finden (zum Beispiel Kaufleute im Bereich Industrie und Handel).3 

Frauen und Männer wählen häufig nicht nur Berufe, in denen sie weitgehend „unter sich“ bleiben, sie konzentrieren sich überdies auch nur auf eine kleine Auswahl an Berufen und schöpfen das vielfältige Angebot der Ausbildungsmöglichkeiten bei weitem nicht aus. Mehr als die Hälfte der Männer (58 Prozent) und sogar mehr als zwei Drittel der Frauen wählen einen der Top-20-Ausbildungsberufe innerhalb der eigenen Geschlechtsgruppe. Das Berufswahlspektrum von Männern ist damit eng, das der Frauen ist sehr eng gesteckt.2

Nach dem pandemiebedingten deutlichen Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gab in den letzten Jahren wieder leichte Zuwächse. 2022 war der Anstieg dabei bei den Frauen größer, 2023 stiegen die abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 3,6 Prozent bei den Männern stärker als bei den Frauen (+1,9 Prozent) an. Im langfristigen Vergleich fällt jedoch auf, dass die vor der Pandemie abgeschlossenen Ausbildungsverträge von Frauen kontinuierlich gesunken sind. So wurden im Vergleich von 2019 mit 2009 fast 50.000 weniger Ausbildungsverträge von Frauen abgeschlossen. Auch die leichten Anstiege der letzten Jahre ändern nichts daran, dass die Zahlen deutlich unter dem Niveau von 2019 bleiben. Insgesamt gab es bei Frauen eine sinkende Nachfrage nach dualen Berufsausbildungen und eine Hinwendung zu schulischen Berufsausbildungen oder einem Studium.

  • 1

    Statistisches Bundesamt (Destatis): Auszubildende: Deutschland, Nationalität, Geschlecht, Ausbildungsbereich 2023. 

  • 2

    Statistisches Bundesamt (Destatis): Berufsbildungsstatistik 2022.

  • 3

    Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.: Datentool Ausbildung 2023 (Destatis). www.kompetenzz.de/service/datentool, November 2024. 

  • 4

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2024. Bonn, Berlin 2024.

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Betriebliche Ausbildung", Stand 08/2025, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 08/2025

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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