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Fächerwahl und Schulleistungen

Leistungen und fachbezogene Präferenzen im Geschlechtervergleich

Die PISA-Studie 2022 zeigt, wie sich die Leistungen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften unterscheiden. Mädchen haben gegenüber Jungen einen Leistungsvorsprung von 20 Punkten in der Lesekompetenz. Jungen haben dagegen einen Leistungsvorsprung von 11 Punkten in Mathematik. Die Kompetenzen in den Naturwissenschaften sind zwischen Mädchen und Jungen annähernd gleich verteilt.1

Grafik zu Kompetenzen in Lesen, Mathe, Naturwissenschaften
Abb. 1:
PISA-Leistungsvergleich: Kompetenzen von 15-Jährigen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften nach Geschlecht im Jahr 2022

Freizeitgestaltung hat Einfluss auf Lesekompetenz

Mädchen und Jungen nutzen in ihrer Freizeit verschiedene Medien unterschiedlich stark. 42 Prozent der Mädchen, aber nur 27 Prozent der Jungen lesen täglich oder mehrmals pro Woche Bücher aus Vergnügen, zum Beispiel Romane und Erzählungen. Dagegen lesen 14 Prozent der Mädchen gar keine Bücher in ihrer Freizeit, bei den Jungen liegt dieser Anteil bei 21 Prozent. Insgesamt ist das Bücherlesen bei Mädchen wie Jungen weniger beliebt geworden. Auch das E-Book konnte dem klassischen Buch noch keine starke Konkurrenz machen.

In medienbezogener Freizeitgestaltung haben für Jungen digitale Spiele sowie Online-Videos größere Bedeutung. Mehr als 86 Prozent der Jungen spielen täglich oder mehrmals pro Woche, bei den Mädchen liegt dieser Anteil bei 56 Prozent. Während der Anteil der Jungen, die regelmäßig spielen, leicht angestiegen ist (+ 2 Prozentpunkte), ist  – nach einem starken Anstieg im Vorjahr um 9 Prozentpunkte – der Anteil der Mädchen wieder rückläufig (− 12 Prozentpunkte). Videos im Internet schauen 86 Prozent der Jungen und 77 Prozent der Mädchen.2

Entwicklung von Kompetenzen – PISA-Ergebnisse im Jahresvergleich

Der Jahresvergleich für Deutschland zeigt, wie sich die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in ausgewählten Bereichen entwickeln. 2022 fielen die Durchschnittsergebnisse in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften schwächer aus als 2018. Insgesamt handelt es sich bei den Ergebnissen von 2022 in allen drei Kompetenzbereichen um die niedrigsten Werte, die jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden.  

In den Naturwissenschaften zeigt sich im Vergleich mit 2013 bei den Jungen eine Verschlechterung der Ergebnisse um 21 Punkte, bei den Mädchen sind es 12. Damit sinkt die Geschlechterdifferenz im Jahresvergleich um 9 Punkte und die Jungen erreichen nur noch einen Punkt mehr als die Mädchen. In der Lesekompetenz haben die Mädchen weiterhin einen Vorsprung von 20 Punkten gegenüber Jungen, aber auch hier hat sich die Geschlechterdifferenz im Vergleich zu 2018 um 6 Punkte angenähert. Für die Mathematik gilt, dass die schlechteren Leistungen Jungen und Mädchen gleichermaßen betreffen, es lassen sich keine signifikanten Veränderungen in der Geschlechterdifferenz feststellen. 

Die Entwicklung zu sinkenden Leistungen hat bereits in den Jahren vor 2020 begonnen, somit kann die Corona-Pandemie nicht als (einziger) Auslöser angenommen werden. Als Folge der Corona-Pandemie zeigt sich allerdings ein deutlicher Anstieg der psychosomatischen Beschwerden unter Kindern und Jugendlichen. Diese Beschwerden wurden bereits durch den ersten Lockdown ausgelöst und haben sich im zweiten Lockdown noch einmal verschärft, was sich unter anderem auch in einer gesunkenen Lebenszufriedenheit der Kinder und Jugendlichen widerspiegelt.1 

Geschlechterverhältnisse in ausgewählten Leistungskursen

Grafik
Abb. 2:
Wahl der Leistungskurse in der Oberstufe nach Geschlecht im Schuljahr 2022/2023 (ausgewählte Fächer, ohne Baden-Württemberg)

Die Wahl von Fächern mit erhöhten Anforderungen (Leistungsfächer) in der Oberstufe ist durch vorangegangene Leistungen und das Selbstvertrauen bestimmt, diese Leistungen künftig auch halten zu können. Die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik werden am häufigsten gewählt. Dies ist vor allem auf Vorgaben zur Belegung von Pflichtfächern zurückzuführen. Während das Geschlechterverhältnis in den Fächern Englisch und Mathematik annähernd ausgeglichen ist, liegt der Anteil der Mädchen im Fach Deutsch etwas höher.

In vielen anderen Fächern zeigt sich, dass die Wahl häufig geschlechterstereotypen Vorstellungen entspricht. Deutlich mehr Jungen als Mädchen wählen Informatik und Physik, umgekehrt wählen viel mehr Mädchen die Fächer Psychologie/Pädagogik und Musik als Leistungsfächer. Da Mädchen und Jungen in Mathematik etwa gleich häufig in den Leistungskursen vertreten sind, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass Mathematik mittlerweile weniger stark männlich konnotiert ist als die Fächer Physik und Informatik.3

  • 1

    Lewalter, D. et al. (Hrsg.): PISA 2022 – Analyse der Bildungsergebnisse in Deutschland. Waxmann Verlag. Münster 2023. 

  • 2

    Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.): JIM-Studie 2023. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart 2023.

  • 3

    Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Belegte Kurse in der gymnasialen Oberstufe der allgemeinbildenden Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen, Schuljahr 2022/2023. Berlin 2023. Statistik auf Anfrage unter www.kmk.org.

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Fächerwahl und Schulleistungen", Stand 08/2025, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 08/2025

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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