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Forum 6: Berufsorientierung für Jugendliche klischeefrei gestalten

Forumsleitung: Christoph Kröger, Lydia Diegmann (Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit)

Wie gelingt die klischeefreie Berufsorientierung mit Jugendlichen in der Praxis? In diesem Forum lernten die Teilnehmenden praxisnah ausgewählte Methoden und Produkte der Servicestelle der Initiative Klischeefrei kennen und probierten einige davon selbst aus.

Forum 6: Berufsorientierung für Jugendliche klischeefrei gestalten

„Worin besteht für Sie der Unterschied zwischen Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit?“ Mit dieser Icebreaker-Frage lud Erziehungswissenschaftler und Berater in der Servicestelle Initiative Klischeefrei, Christoph Kröger, die Teilnehmenden direkt ein, das Thema klischeefreie Berufswahl zu reflektieren. Denn selbst wenn prinzipiell alle die gleichen Chancen haben, haben nicht alle die gleichen Möglichkeiten, diese Chancen zu nutzen, wenn Grundvoraussetzungen fehlen. Und eine dieser Grundvoraussetzungen ist eine klischeefreie Berufsorientierung.

Diskutiert wurde kurz auch die Frage, was Klischeefreiheit für das Individuum, die Gesellschaft und die Wirtschaft bedeutet. Hier gab es eine rege Beteiligung der Teilnehmen mit dem Fazit, dass es bei Klischeefreiheit letztlich um eine Systemveränderung geht, von der alle Menschen profitieren, weil sie zum Vorteil aller ist. Für Jugendliche als Individuen kann Klischeefreiheit als eine Form der Aufklärung betrachtet werden: Wer bin ich? Was macht mich aus? Wie denke ich selbst von mir? Wie kann ich mich neu denken?

Um für Fragen wie diese zu sensibilisieren, stellte Christoph Kröger gemeinsam mit Lydia Diegmann, Medienwissenschaftlerin in der Servicestelle der Initiative Klischeefrei, ausgewählte Angebote vor, zeigten, wo sie auf dem Portal klischee-frei-de zu finden sind und wie sie angewendet werden können. Wichtig war hier vor allem das Ausprobieren, um zu schauen: Was lösen die Methoden bei mir aus? Welche Fragen kommen bei mir hoch? Gibt es Perspektivwechsel? Weitet sich mein Blick – über das „Normale“ bzw. Bekannte hinaus? Gibt es Störungen, die zu konstruktiven Diskussionen und ggfs. zu einem Umdenken führen können?

In einem kleinen Rundumschlag präsentierte Lydia Diegmann folgende Angebote:

Klischeefrei-Quiz: Dieses war für die meisten Teilnehmenden noch unbekannt. Das Klischeefrei-Quiz ist als Ratespiel für Erwachsene zum Thema klischeefreie Berufs- und Studienwahl konzipiert. Das Quiz, das auch die Möglichkeit zu Rollenspielen bietet, wird derzeit auch als Version für die Zielgruppe Jugendliche entwickelt.  

Klischeefrei-Faktenblätter: Dieses Angebot hält die Servicestelle bereits seit Beginn der Initiative bereit. Mittlerweile gibt es zwölf Faktenblätter mit Zahlen und Fakten übersichtlich aufbereitet zu Themen der Berufswahl, aber auch zu Querschnittsthemen wie Lebenserwerbseinkommen, Elterngeld und Elternzeit, Arbeitsteilung der Geschlechter. Regelmäßig aktualisiert bieten sie eine solide Argumentationshilfe, wenn es darum geht, zu erklären, warum eine klischeefreie Berufs- und Studienwahl wichtig ist.

Online-Seminare: Im Herbst 2020 startete eine Online-Seminar-Reihe zum Thema Frühe Bildung:

  • „Männer erwünscht – Erzieher in Kitas“ fand im November 2020 statt und richtete sich an Fachkräfte in Kitas.
  • Das Digital-Seminar „Kinder begleiten und fördern – frei von Geschlechterklischees“ fand im Februar 2021 statt, richtete sich Eltern.
  • Ein weiteres Seminar zum Thema „Ausbilderinnen in Handwerk und Industrie“ ist derzeit in Planung

Themensdossiers: Die Themendossiers widmen sich einzelnen Aspekten einer klischeefreien Berufswahl und beleuchten sie aus unterschiedlichen Perspektiven:

  • Klischeefrei fängt früh an. Das Themendossier zur Frühen Bildung.
  • Warum lohnt sich klischeefreie Berufs- und Studienwahl?

Ein Themendossier zum Thema „Ausbilderinnen in Industrie und Handwerk“ ist in Vorbereitung.

Klischeefrei-Infothek: Sie ist das Kernstück des Portals und bündelt Broschüren, Handreichungen, Studien zu allem, was direkt mit klischeefreier Berufsorientierung zu tun hat. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden: auch zu Querschnittsthemen lohnt sich ein Blick in die Infothek.

Glossar: Was ist ein Geschlechterklischee? Was ist die gläserne Decke – und was ein gläserner Fahrstuhl? Begriffe wie diese werden kurz und griffig erklärt.

Mediathek: Hier finden Sie gebündelt vieles, was im Netz an Videos zum Thema klischeefreie Berufsorientierung zu finden ist, so auch die Videos der Hebamme Tobias Richter sowie der Elektro- und Informationstechnikerin Sarah Rienaß.

Newsletter: Er informiert regelmäßig zu Seminaren, neuen Angeboten und Publikationen.

Die Methodensets „Klischeefrei fängt früh an“ und „Klischeefrei macht Schule“ sind noch vor der Coronazeit entstanden und eigentlich gedacht zur Anwendung in Präsenzveranstaltungen, doch auch für Online-Formate sind sie gut geeignet.

Das Methodenset „Klischeefrei macht Schule“ umfasst 12 interaktive Unterrichtsmethoden. Zusätzlich bietet es zwei Methoden für Eltern und Lehrende. Es gibt Erläuterungen zur Vorbereitung, Durchführung sowie Hinweise auf Vorschläge zur Reflexion, wie Klischees aufgegriffen werden können. Aus diesem Set stellte Christoph Kröger die Methode „Alles nur Klischee!“ vor: Per Mentimeter konnten sich die Teilnehmenden zu Fragen wie „Männer sind handwerklicher begabt als Frauen“, „Männer wünschen sich Familie und Kinder“, „Frauen machen Diäten“, „Männer putzen und machen den Haushalt“, „Frauen können besser Kinder erziehen“ sowie „Mütter sind wichtiger für die Erziehung“ beteiligen und anschließend austauschen.

Kurz angerissen wurde auch die Methode „Meine Vorbilder und ich“ aus demselben Set, bei der es um die bewusste Auseinandersetzung mit beruflichen Vorbildern und den eigenen Stärken und Interessen geht. Kröger betonte, wie wichtig es sei, die Methoden nicht nur bei den Jugendlichen anzuwenden, sondern sich diese Fragen auch selbst zu stellen, um sich zu sensibilisieren für das Thema.

Lydia Diegmann wies anschließend noch kurz auf das Methodenset „Klischeefrei fängt früh an“ hin. Dies enthält ein Wimmelbuch sowie ein Memoryspiel für Kinder ab drei Jahren.

Am Ende des Workshops betonte Kröger, dass es beim Thema klischeefreie Berufsorientierung in erster Linie darum geht, neue Impulse zu geben, damit sich Jugendliche frei nach ihren Talenten entwickeln können. Dazu sei es wichtig, aus der Komfortzone herauszukommen, sprich: Es benötige eine Störung des „Normalen“, des Bekannten. Hier könnten die Angebote der Initiative Klischeefrei wie die Methodensets helfen.

Ergebnisse von Mentimeter und Padlet