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Betriebliche Ausbildung

Geschlechterverhältnisse in verschiedenen Ausbildungsbereichen

In der betrieblichen Ausbildung verteilen sich Frauen und Männer häufig sehr ungleich auf einzelne Ausbildungsbereiche. In den Freien Berufen und der Hauswirtschaft sind Frauen mit 92,0 Prozent und 88,6 Prozent deutlich stärker vertreten. Umgekehrt sind Männer im Bereich der Landwirtschaft mit 77,3 Prozent und im Handwerk mit 80,8 Prozent deutlich überrepräsentiert. In den Bereichen Öffentlicher Dienst sowie Industrie und Handel ist das Geschlechterverhältnis etwas ausgeglichener.1

Abb. 1:
Verteilung nach Geschlecht in einzelnen Ausbildungsbereichen im Jahr 2018 in Prozent

Frauen und Männer in den am stärksten besetzten Ausbildungsberufen

Jeder zweite junge Mann wählt einen der 20 meist gewählten betrieblichen Ausbildungsberufe (57,2 Prozent), bei den jungen Frauen sind es sogar fast 7 von 10 (68,9 Prozent). Frauen und Männer konzentrieren sich also nicht nur auf bestimmte Ausbildungsbereiche, sondern auch auf ganz bestimmte Ausbildungsberufe. Nicht einmal 10 Prozent der Auszubildenden im Bereich Kfz-Mechatronik und Industriemechanik sind weiblich. In Freien Berufen des Gesundheitswesens ist dieses ungleiche Verhältnis nahezu umgekehrt. Nur 2 Prozent der Medizinischen Fachangestellten sind männlich. Bei den Kaufleuten im Bereich Industrie und Handel ist das Verhältnis von Frauen und Männern dagegen annähernd ausgewogen.1

Kreisdiagramme: Frauen insgesamt 479.898, Männer insgesamt 850.866; Top-20-Ausbildungsberufe: Frauen 68,9 %, Männer 57,2 %; Sonstige Berufe: Frauen 31,1 %, Männer 42,8 %
Abb. 2:
Anteile der Auszubildenden, die im Jahr 2018 einen Top-20-Ausbildungsberuf gewählt haben, in Prozent
Grafik
Abb. 3:
Verteilung in ausgewählten Ausbildungsberufen nach Geschlecht im Jahr 2018 in Prozent

Die betriebliche Ausbildung ist die am weitesten verbreitete Ausbildungsart in Deutschland – und sie ist vielfältig: Rund 330 anerkannte betriebliche Ausbildungsberufe gibt es in den Ausbildungsbereichen Industrie und Handel, Handwerk, Freie Berufe, Öffentlicher Dienst, Landwirtschaft und Hauswirtschaft.

Im Jahr 2018 wurden 521.901 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, insgesamt 6.222 mehr als im Vorjahr (+1,2 Prozent). Nachdem die Zahl in den letzten Jahren stetig gesunken ist, steigt sie seit 2017 wieder an. Während sichmehr Männer (63,2 Prozent) für eine betriebliche Ausbildung entscheiden, wählen Frauen (36,8 Prozent) seltener diesen Ausbildungsweg. Die Zahl der Frauen in der betrieblichen Ausbildung ging im Vergleich zum Vorjahr um 1,1Prozent weiter zurück. Die Zahl der Männer stieg hingegen um 2,5 Prozent.1 Die gestiegene Anzahl der Männer in der betrieblichen Ausbildung ist unter anderem auf die hohe Zuwanderung in den letzten Jahren zurückzuführen.2

Betriebliche Ausbildung – Eine Frage des Geschlechts?

Innerhalb der betrieblichen Ausbildung verteilen sich Frauen und Männer ungleich auf die einzelnen Ausbildungsbereiche. Gemessen an ihrem Anteil an allen Auszubildenden sind Männer in den Ausbildungsbereichen der Hauswirtschaft und der Freien Berufe (z.B. Steuerfachangestellte oder medizinische Fachangestellte) stark unterrepräsentiert. Lediglich rund 9.600 der insgesamt 850.000 männlichen Auszubildenden sind in diesen Bereichen zu finden. Demgegenüber stehen rund 108.500 weibliche Auszubildende in diesen beiden Bereichen – fast ein Viertel (22,6 Prozent) der rund 480.000 weiblichen Auszubildenden insgesamt. Im Bereich des Handwerks sowie im Bereich der Landwirtschaft sind die Anteile der männlichen Auszubildenden besonders hoch. 37,8 Prozent (321.885) der männlichen Auszubildenden sind in diesen beiden Bereichen zu finden, während lediglich 16,2 Prozent (77.745) der weiblichen Auszubildenden eine Ausbildung in diesen Bereichen gewählt haben.

Nahezu unverändert sind seit Jahren die Zahlen der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe, von denen einige fast ausschließlich von jungen Männern oder von jungen Frauen gewählt werden. Mischberufe, in denen das Geschlechterverhältnis ausgewogener ist, sind vor allem branchenübergreifend zu finden (z.B. Kaufleute im Bereich Industrie und Handel).1 

Frauen und Männer wählen häufig nicht nur Berufe, in denen sie weitgehend „unter sich“ bleiben, sie konzentrieren sich überdies auch nur auf eine kleine Auswahl an Berufen und schöpfen das vielfältige Angebot der Ausbildungsmöglichkeiten bei weitem nicht aus. Mehr als die Hälfte der Männer (57,2 Prozent) und sogar mehr als zwei Drittel der Frauen wählen einen der Top-20-Ausbildungsberufe. Das Berufswahlspektrum von Männern ist damit eng, das der Frauen ist sehr eng gesteckt.1, 2

Die geringere Einmündungschance von Frauen in der betrieblichen Ausbildung ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass aufgrund des stärker eingeschränkten Berufswahlspektrums die Konkurrenzsituation in den von Frauen gewählten Berufen größer ist. Dennoch ist die Einmündungschance für junge Frauen und Männer noch immer in den Berufen am größten, in denen jeweils das eigene Geschlecht überwiegt.2

  • 1

    Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur. Berufliche Bildung 2018, Fachserie 11, Reihe 3. Wiesbaden 2019.

  • 2

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2019. Bonn, Berlin 2019.

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Betriebliche Ausbildung", Stand 09/2020, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 09/2020

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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