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Vorzeitige Lösungen betrieblicher Ausbildungsverträge

Vertragslösungen nach Geschlecht

2017 wurden 145.998 Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst: 57.762 Verträge mit Frauen, 88.236 Verträge mit Männern. Zum Vergleich: In demselben Jahr gab es insgesamt 515.679 Neuabschlüsse. Der Anteil der Vertragslösungen von betrieblichen Ausbildungsverträgen an allen Neuabschlüssen (Vertragslösungsquote) ist bis zum Jahr 2017 bei den Frauen auf 26,0 Prozent und bei Männern auf 25,6 Prozent leicht angestiegen. Der Geschlechterunterschied in der Vertragslösungsquote hat sich dabei insgesamt verringert: Frauen weisen jedoch nach wie vor geringfügig höhere Vertragslösungsquoten auf.1, 2

Grafik
Abb. 1:
Entwicklung der Vertragslösungsquoten nach Geschlecht in Prozent

Unterschiede nach Ausbildungsbereich

Geschlechterunterschiede bestehen insbesondere in den Ausbildungsbereichen Handwerk, Landwirtschaft und Hauswirtschaft. Während die Vertragslösungsquoten von Frauen in den zuerst genannten Bereichen höher sind, ist die der Männer im Bereich der Hauswirtschaft vergleichsweise hoch.1, 2

Balkendiagramm
Abb. 2:
Vertragslösungsquoten nach Geschlecht und Ausbildungsbereich im Jahr 2017

Vertragslösungen in der Probezeit

Die meisten vorzeitigen Vertragslösungen erfolgen bereits im ersten Ausbildungsjahr – viele davon bereits in der Probezeit. Mit 9,6 Prozent ist die Vertragslösungsquote bei den Frauen während der Probezeit etwas höher als bei Männern mit 8,0 Prozent.3

Abb. 3:
Aufteilung der Vertragslösungsquote nach Zeitpunkt der Vertragslösung und Geschlecht im Jahr 2017

Vorzeitige Vertragslösungen in der betrieblichen Ausbildung

Vorzeitige Vertragslösungen in der betrieblichen Ausbildung sind definiert als Ausbildungsverträge, die vor Ablauf der Ausbildungszeit durch den Auszubildenden/die Auszubildende oder den Ausbildungsbetrieb gelöst wurden. Vorzeitige Vertragslösungen sind nicht zwingend gleichzusetzen mit einem Abbruch der Ausbildung.

Studien zeigen: Ungefähr die Hälfte der Frauen und Männer mit einer vorzeitigen Vertragslösung schließt einen neuen Ausbildungsvertrag ab. Die Vertragslösungsquote gibt den Anteil der vorzeitigen Vertragslösungen an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wieder. Die Vertragslösungsquote der aktuellen Ausbildungskohorte wird teilweise auf Basis von Vertragsauflösungen in früheren Jahren geschätzt.3

Entwicklung der betrieblichen Ausbildung und vorzeitigen Vertragslösungen

Vor dem Hintergrund eines ansteigenden Fachkräftemangels wird die Entwicklung der vorzeitigen Vertragslösungen in der betrieblichen Bildung intensiv beobachtet. Während die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge erst seit 2017 wieder steigt, sind die Vertragslösungsquoten über mehrere Jahre insgesamt leicht angestiegen. 1, 3

Vertragslösungsquoten nach Ausbildungsmerkmalen

Die Vertragslösungsquote variiert nach verschiedenen strukturellen Merkmalen: die Zugehörigkeit zu bestimmten Personengruppen (z. B. Geschlecht), berufsspezifische und betriebliche Merkmale (z. B. Betriebsgröße). Diese Merkmale sind stark miteinander verknüpft, so dass die Vertragslösungsquote eine Kombination aus den verschiedenen Merkmalen darstellt.1, 2, 3

Frauen und Männer verteilen sich ungleich auf die verschiedenen Ausbildungsbereiche. Die Vertragslösungsquoten der Frauen in den Ausbildungsberufen des Handwerks und der Landwirtschaft zeigen, dass in den Bereichen, in denen Frauen zahlenmäßig unterrepräsentiert sind, die Lösungsquoten der Frauen tendenziell höher sind als die der Männer. Umgekehrt findet sich ein ähnlicher Effekt bei Männern in Ausbildungsbereichen, in denen sie vergleichsweise weniger stark vertreten sind.3

Deutlich über die Hälfte (66,4 Prozent) aller vorzeitigen Vertragslösungen fand im ersten Ausbildungsjahr statt, davon zu rund 50 Prozent bereits in der Probezeit. Knapp ein Viertel der Vertragslösungen erfolgte im zweiten und die restlichen 10 Prozent im dritten bzw. vierten Ausbildungsjahr. Während der Probezeit lag die Auflösungsquote der Frauen (9,6 Prozent) 1,6 Prozentpunkte über der Quote der Männer; nach der Probezeit war sie mit 16,4 Prozent 1,2 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Der Anteil der frühen Vertragslösungen im ersten Ausbildungsjahr nimmt seit 2005 kontinuierlich zu.2, 3

Gründe für Vertragslösungen

Auszubildende nennen als Gründe für vorzeitige Vertragslösungen vor allem Konflikte mit anderen Auszubildenden oder mit Vorgesetzten, eine mangelnde Ausbildungsqualität und ungünstige Arbeitsbedingungen. Persönliche oder gesundheitliche Gründe sowie falsche Berufsvorstellungen werden ebenfalls aufgeführt. Auf Seiten der Betriebe zählen vorrangig mangelnde Ausbildungsleistungen sowie mangelnde Motivation und Integration der Auszubildenden. Neuere Studien zeigen, dass nicht nur Merkmale (z. B. Qualifikation) und Bereitschaft der Auszubildenden, sondern auch betriebliche und berufliche Merkmale (z. B. Betriebsgröße) einen deutlichen Effekt auf das Risiko der Vertragslösung zeigen.1, 3

  • 1

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2019. Bonn, Berlin 2019.

  • 2

    Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur. Berufliche Bildung 2017, Fachserie 11, Reihe 3. Wiesbaden 2018.

  • 3

    Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn 2019.

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Vorzeitige Lösungen betrieblicher Ausbildungsverträge", Stand 09/2020, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 09/2020

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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