17.08.2021
„Wir möchten unsere Erfahrungen einbringen und vom Netzwerk profitieren“
Region Aachen: Vielfältiges Engagement für klischeefreie Berufswahl | Interview und Videostatement
„Wir verstehen uns als Impulsgeberin für die strategischen Entwicklungen der 46 Städte und Gemeinden unserer Region, in der über 1,3 Millionen Menschen leben“, sagt Geschäftsführerin Prof. Dr. Christiane Voeßen. Eine klischeefreie Berufswahl hält sie für unabdingbar für die Entwicklung der Region.
Die Region Aachen ist eine von neun Regionalentwicklungsgesellschaften in Nordrhein-Westfalen und Impulsgeberin für die Stadt Aachen, die StädteRegion Aachen, die Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg. Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten des Zweckverbandes liegt auf der beruflichen Bildung. Was die Region Aachen in diesem Bereich leistet und wie sie sich für eine klischeefreie Berufswelt engagiert, erläutert Geschäftsführerin Prof. Dr. Christiane Voeßen im Interview. Was „klischeefrei“ genau für die Region Aachen bedeutet, erklärt Voeßen in einem Videostatement weiter unten auf dieser Seite.
Frau Prof. Dr. Christiane Vaeßen, können Sie die Region Aachen kurz vorstellen?
Die Region Aachen ist eine von neun regionalen Entwicklungsorganisationen in NRW. Sie ist eine Kooperation der Stadt Aachen, der StädteRegion Aachen, der Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg und als Zweckverband organisiert.
Wir verstehen uns als Impulsgeberin für die strategischen Entwicklungen der 46 Städte und Gemeinden unserer Region, in der über 1,3 Millionen Menschen leben. Gemeinsam mit Politik und Verwaltung arbeiten wir an wichtigen gesamtregionalen Fragestellungen und gestalten eine gemeinsame Strukturentwicklung für die Wirtschaft, Fachkräfte, Infrastruktur, Mobilität, Gesundheit, Bildung und Kultur unserer Region. Daneben entwickeln und organisieren wir gemeinsam mit unseren Partner*innen aus Belgien und den Niederlanden Projekte und Kooperationen in der Euregio Maas-Rhein.
Was hat Sie motiviert, der Initiative Klischeefrei beizutreten?
Geschlechterklischees spielen im Privaten und bei der Berufswahl noch immer eine große Rolle. Das hat uns zuletzt die Corona-Pandemie vor Augen geführt, deren Auswirkungen auf den familiären und beruflichen Alltag häufig als Rückfall in klassische Geschlechterrollen beurteilt werden.
Als Region Aachen führen wir bereits vielfältige Aktivitäten im Bereich der Berufswahl und der beruflichen Gleichstellung der Geschlechter durch. Diese Erfahrungen möchten wir in Ihr bundesweites Netzwerk einbringen und gleichzeitig von den Erfahrungen und Anregungen einer bundesweiten Vernetzung mit den verschiedenen Organisationen aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Bildung profitieren. Deshalb hat unsere Verbandsversammlung beschlossen, der bundesweiten Initiative Klischeefrei beizutreten.
Auf welche Weise setzen Sie sich für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?
Das unter unserem Dach angesiedelte, aus EU- und Landesmitteln geförderte Kompetenzzentraum Frau und Beruf ist Teil der Landesinitiative „Frau und Wirtschaft“ des Gleichstellungsministeriums NRW. Ziel des Projektes ist es, die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern in der Region zu verwirklichen und die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu steigern. Ein Schwerpunkt liegt auf dem MINT-Bereich: Denn der Anteil an weiblichen Beschäftigten in MINT-Berufen ist zwar langsam steigend, jedoch mit immer noch deutlich unterdurchschnittlich. So entwickeln und erproben wir etwa Recruitingformate für Studentinnen, Berufs- und Wiedereinsteigerinnen aus MINT-Fächern und beschäftigen uns mit der Frage, wie mehr Mädchen und Frauen für MINT gewonnen und die Aufstiegschancen von Frauen verbessert werden können. Daneben sind wir Kooperationspartnerin im Planungsgremium und der Hauptveranstaltung zum Girls Day in der Stadt Aachen und StädteRegion Aachen.
Als Schnittstelle zwischen Landesarbeitsministerium und Region ist die bei uns angesiedelte Regionalagentur – ein aus EU- und Landesmitteln gefördertes Projekt – Mitglied im regionalen Ausbildungskonsens und in den Gremien im Rahmen von „Kein Abschluss ohne Anschluss" (KAoA) eingebunden. Damit ist sie an verschiedenen Aktivitäten im Bereich Berufs- und Studienorientierung beteiligt. Zudem bietet die Regionalagentur Beratung zur beruflichen Entwicklung an, mit der Personen bis zu neun Stunden kostenlos gecoacht werden und eine Kompetenzanalyse zur Vorbereitung einer beruflichen Neuorientierung erhalten können.
Unser Fachbereich „Gesundheitswirtschaft“ organisiert Gesundheitsberufemessen sowie Aktivitäten zur Weiterentwicklung der Gesundheitsberufe mit dem Ziel, Fachkräfte und Nachwuchs für die Gesundheitsbranche zu gewinnen und Schülerinnen und Schülern die verschiedenen Berufe und Perspektiven dieser Branche aufzuzeigen.
Welche Erfolge haben Sie bisher mit Ihrer Arbeit erreicht?
Mit unseren vielfältigen Aktivitäten und Beratungen erreichen wir jährlich über 250 Menschen, mit unseren Gesundheitsberufemessen normalerweise bis zu 2.000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr (letztere finden derzeit coronabedingt nicht statt). Wir stehen in engem Austausch mit dem Gleichstellungsministerium NRW und bringen uns in verschiedene Workshops und Veranstaltungen dieses Ministeriums als Kooperationspartnerin ein.