BP:
 

Fußball-EM 2022

Einsatz für mehr Gleichberechtigung

In Deutschland dürfen Frauen erst seit etwas mehr als 30 Jahren organisiert Fußball spielen. Ihre Erfolgsgeschichte schreiben sie aktuell in der EM 2022 fort: Nach einem erfolgreichen Start ins Turnier hat das DFB-Team die spanischen Titelfavoritinnen besiegt. Der Jubel ist groß, doch in Sachen Gleichberechtigung im Fußball gibt es noch jede Menge zu tun.

Fußball-EM 2022

Das DFB-Team von Martina Voss-Tecklenburg hat in seinem zweiten Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft gegen Spanien gewonnen. Die Elf gewann mit 2:0 und hat damit ihren Platz im Viertelfinale sicher. Das erste Spiel gegen Dänemark hatte Deutschland mit 4:0 gewonnen.

Den Weg von den ersten Frauenfußballspielen bis zu den Europa- und Weltmeisterschaften haben sich Frauen hart erkämpft. Frauen, die Fußball spielten oder spielen wollten, mussten sich in den vergangenen Jahrzehnten für ihre Fußballleidenschaft rechtfertigen. Nicht nur wurden sie auf dem Spielfeld beschimpft, bis 1970 wurde ihnen das Fußballspielen sogar offiziell vom DFB verboten.

Glücklicherweise haben sich die leidenschaftlichen Kickerinnen nicht vom Fußball abbringen lassen und für ihre Rechte gekämpft. In den letzten Jahren hat sich daher einiges getan. Heute fungieren die Fußballerinnen als Vorbild für viele Mädchen. Immer mehr Mädchen spielen heute ganz selbstverständlich Fußball. „Frauenfußball“ hat an Bedeutung gewonnen und sich weltweit verbreitet.

Equal Pay

Trotzdem erfährt Fußball, der von Frauen gespielt wird, gesellschaftlich immer noch eine geringere Wertschätzung als der Fußball, der von Männern gespielt wird: „Frauenfußball“ bekommt in Deutschland weniger mediale Aufmerksamkeit, hat oft weniger Zuschauerinnen und Zuschauer, erhält weniger Sponsoring. Auch bei der Bezahlung ist noch reichlich Luft nach oben. In Ländern wie zum Beispiel Norwegen, Australien, Finnland, England und seit Mai 2022 auch den USA gilt mittlerweile Equal Pay – hart erkämpft. Hier hinkt Deutschland hinterher, so dass die meisten Profifußballerinnen ihren Sport neben ihrer Erwerbsarbeit betreiben müssen. Männliche Fußballprofis können in dieser Zeit trainieren...

Equal Play

Doch auch an den Rahmenbedingungen zum Trainieren hapert es. Was das heißt, macht Martina Keller, Journalistin und selbst leidenschaftliche Fußballerin, in einem WDR-Interview klar. Equal Play bedeutet „dass Frauen auf einem guten Rasenplatz trainieren können und nicht auf irgendeinem Acker [und] dass sie gute Trainingszeiten auch im Amateurfußball bekommen“.

Frauen in Führungspositionen

Nicht nur die Fußballerinnen selbst sind von Klischees und ihren gesellschaftspolitischen Auswirkungen betroffen. Geschlechterstereotype behindern auch den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen im Bereich Sport. So sind Frauen im DFB im Bundesverband und auch in regionalen Gremien unterrepräsentiert. 
Es muss sich also strukturell etwas ändern.

„Wir müssen Glaubensätze durchbrechen“, sagt Katja Kraus, geschäftsführende Gesellschafterin der Agentur Jung von Matt/Sports und ehemalige Fußballnationalspielerin. Sie hat mit ihrem Arbeitgeber die Initiative Equal Play ins Leben gerufen, um für mehr Gleichberechtigung in der Sportbranche zu werben.

Rote Karte für Klischees im Fußball

Der DFB, der Frauen einst das Fußballspielen verbot, geht heute mit gutem Beispiel voran und setzt Zeichen. Mit seinem „Leadership Programm für Frauen“ hat er den Stein ins Rollen gebracht, um mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. Seit Mai 2022 ist der Fußball-Verband Partnerorganisation der Initiative Klischeefrei und engagiert sich für mehr Vielfalt im Sport.

DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich: „Fußball ist offen für alle und bietet viele Chancen. Aber auch hier, wie auch im Berufs- und Ausbildungsumfeld sehen wir durchaus noch Zugangsbarrieren. […] Als Fußball-Verband wollen wir einen Beitrag leisten, überholte Muster aufzubrechen. Deshalb unterstützen wir die Initiative Klischeefrei. Wir müssen lernen, klischeefrei zu denken, sonst versperren wir im Fußball, wie auch sonst in der Gesellschaft, unseren Talenten den Weg.“

Mit „Frauen spielen Fußball. #Kein Frauenfußball | #NotWomensFootball“ zur EM will DFB-Sponsor Volkswagen die Diskussion zum Thema Gleichberechtigung im Fußball befeuern. Die Kampagne weist auf bestehende Ungleichheiten hin und zeigt, wie auch Sprache Klischees schaffen und manifestieren kann. Die Kampagne hat prominente Unterstützerinnen innerhalb der deutschen National-Elf.

Und was können wir tun? Zuschauen, anfeuern, Daumen drücken – nicht nur bei den Männern!

Zur Geschichte des Frauenfußballs

Wer mehr zur Historie des Frauenfußballs erfahren möchte: Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert hierzu in verschiedenen Themensdossiers auf ihrem Portal. Zudem hat sie eine CD zur Geschichte des Frauenfußballs herausgegeben.

CD der bpb: Verlacht, verboten und gefeiert - Zur Geschichte des Frauenfußballs
bpb-Dossier: Die graue Spielzeit
bpb-Artikel: Frauenfußball - zurück aus dem Abseits