11.05.2017
Neue Perspektiven für junge Männer
Der Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V. koordiniert bereits seit 2005 in Frankfurt am Main den Boys' Day und setzt das Projekt „Soziale Jungs“ um. Nun ist der Verband auch Partner der Initiative Klischeefrei. Marc Melcher, Leiter der Fachstelle Jungenarbeit Hessen, stellt die Arbeit der Dachorganisation vor.
Herr Melcher, könnten Sie uns Ihre Organisation bitte kurz vorstellen?
Der Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V. wurde 1964 als Dachverband von mittlerweile 65 überregional tätigen gemeinnützigen sozialen Organisationen gegründet. Es arbeitet ohne parteipolitische und konfessionelle Bindung. Regional vertreten ist das Bildungswerk durch Landesverbände in neun Bundesländern. Der Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V. stellt sich der Aufgabe, Bildungsarbeit, die für soziale Arbeit unerlässlich ist, anzuregen und zu fördern. Es greift dazu aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auf. Durch folgende Grundlagen sozialer Bildung leistet das Paritätische Bildungswerk einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit und zum Wohl junger Menschen:
- Reflexion der eigenen Lebenswelt und Lebenserfahrung
- Stärkung des Bewusstseins der eigenen sozialen Rolle
- Entwicklung von Kommunikations- und Dialogfähigkeit
- Förderung von Handlungskompetenz im Gemeinwesen und mit Gruppen
- Auseinandersetzung mit sozialer Verantwortung und Verantwortungsethik
- Reflexion von Menschen- und Gesellschaftsbildern in der sozialen Arbeit
Was hat Sie motiviert, sich in der Initiative Klischeefrei zu engagieren?
Durch unsere mittlerweile langjährigen Erfahrungen im Bereich der pädagogischen Arbeit im Bereich Care und Fürsorge mit Jungen und männlichen Jugendlichen ist es uns wichtig, unsere Expertise in die Initiative einfließen zu lassen. Wir koordinieren beispielsweise seit 2005 in Frankfurt am Main den Boys’Day. In dessen Rahmen bieten wir seit 2014 den Sozial Parcours an, bei dem 100 Jungen Einblicke in unterschiedliche Care-Berufe erhalten und setzen auch seit 2005 das Projekt „Soziale Jungs“ in unterschiedlichen Ausrichtungen um und fort.
Auf welche Weise setzt sich der Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V. für eine geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung ein?
Wir ermutigen Jungen und männliche Jugendliche, ihre eigenen Erfahrungen in Bereichen zu machen, die immer noch als „Männer-untypisch“ gelten. Sie werden pädagogisch von Mentoren betreut, und es finden regelmäßige Reflexionsgespräche statt. Die Jungen erfahren, dass soziale Kompetenzen nicht nur „weibliche“ Eigenschaften sind, sondern dass auch sie darüber verfügen und diese auch ausbauen können. Und dass das ganz tolle und wichtige persönliche Eigenschaften sind, die das Leben bereichern.
Sie setzen ganz unterschiedliche Projekte zur Berufs- und Studienwahl um. Welche Erfolge haben Sie bereits erreichen können?
Aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden, ob beim Boys’Day, bei den „Sozialen Jungs“ oder den anderen Projekten, erhalten wir immer wieder Rückmeldungen, dass sich dadurch neue Perspektiven für die Jungen und männliche Jugendliche entwickelt haben. Das positive Feedback der Personen in den Institutionen, in denen sich die Jungen beteiligen, wirkt verstärkend auf sie.
Wir tragen dazu bei, dass sich männliche Jugendliche einen „Raum“ ermöglichen, in dem nicht Rollenstereotype Erfahrungen möglich sind. Einige sind in Ausbildung in den mitwirkenden Arbeitsbereichen gegangen oder haben sich entschlossen, ein Praktikum zu absolvieren. Letztendlich tragen aber alle Erfahrungen zu einem Anstieg der Wertschätzung im Care- und Fürsorge-Bereich bei.