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15.11.2018

Quereinsteiger: Geschlechtstypische Berufswahlentscheidungen hinter sich lassen

Quereinsteigende können helfen, den Fachkräftemangel in Kitas und Pflegeheimen zu mildern. Männern eröffnen Quereinstiege die Möglichkeit, geschlechtstypische Berufswahlentscheidungen hinter sich zu lassen und im zweiten Anlauf einen sogenannten „Frauenberuf“ zu wählen.

Erzieher in der Kindertagesstätte zeigt Kindern ein Heft

Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden das Problem des Fachkräftemangels in Kindertageseinrichtungen und Pflegeheimen nicht lösen, sie können aber helfen, es zu mildern. Die Erfahrungen mit Berufs-Umsteigern sind oft gut, zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Allerdings müssen sich auch Kitas und Heime organisatorisch weiterentwickeln, um Quereinsteigende erfolgreich ausbilden und einsetzen zu können.

Könnte die Arbeitsagentur nicht einfach möglichst viele Berufswechsler und Arbeitssuchende umschulen? Schließlich geht der Ausbau der Kinderbetreuung viel zu langsam voran: Das DJI rechnet damit, dass bis 2025 mindestens 310.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte in Kitas gebraucht werden. Und in Seniorenheimen sind unterbesetzte Stationen eher die Regel als die Ausnahme. Solche Gedankenspiele greifen zu kurz, erklärt ein Forscherinnen-Team vom DJI.

Längst nicht jeder und jede bringe die Voraussetzungen für die fachlich, physisch und psychisch anspruchsvolle Arbeit in der frühkindlichen Bildung und der Altenpflege mit. Diejenigen, die sich im Laufe ihres Berufslebens entschließen, mit einer Ausbildung zum Erzieher oder zur Altenpflegerin noch einmal neu anzufangen, seien für ihre Arbeitgeber jedoch meist eine große Bereicherung. Die Befürchtung, dass durch die Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern das fachliche Niveau sinken könnte, habe sich bislang als unbegründet erwiesen, so die Wissenschaftlerinnen.

Zu den Möglichkeiten, die der Quereinstieg in die Berufsfeldern Kindertagesbetreuung und Altenpflege Männern bietet, schreiben die Autorinnen der Studie:

„Die biografischen Analysen der Quereinsteigenden zeigen in diesem Zusammenhang, dass das jeweilige Selbstkonzept für die berufliche Umorientierung eine große Rolle spielt. Der Überlegung, inwieweit der Beruf zum eigenen Selbstbild und zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit passt, kommt in den Diskussionen der Quereinsteigenden ein hohes Gewicht zu, während Aspekte von Status und finanziellem Erfolg in den Hintergrund treten. Erkennbar wird, dass Quereinstiege gerade auch Männern die Möglichkeit eröffnen, geschlechtstypische Berufswahlentscheidungen hinter sich zu lassen, sich aus Rollenerwartungen zu lösen und sich gewissermaßen im zweiten Anlauf für einen „Frauenberuf“ zu entscheiden, was in jüngeren Jahren schwieriger ist und sehr viel stärker gegenüber Peers und vor sich selbst gerechtfertigt werden muss.“

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