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Studienabbruchquoten

Verhältnis von Männern und Frauen bei vorzeitigen Studienabbrüchen

Die Studienabbruchquote für die Abschlussjahrgänge von 2010 bis 2016 war an Universitäten höher als an Fachhochschulen. Im Abschlussjahrgang 2016 beendeten insgesamt 32 Prozent der Studierenden an Universitäten und 25 Prozent an Fachhochschulen ihr Bachelorstudium ohne einen Abschluss. Die Studienabbruchquote der Männer lag im Abschlussjahrgang 2016 an beiden Hochschularten deutlich höher als die der Frauen: an Universitäten waren dies 8 Prozentpunkte Unterschied, an Fachhochschulen sogar 12 Prozentpunkte.1

Balkendiaggramme
Abb. 1:
Entwicklung der Studienabbruchquote im Bachelorstudium nach Abschlussjahrgang, Hochschulart und Geschlecht in Prozent

Unterschiede in der Studienabbruchquote nach Fächergruppe

Die Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften verzeichnete im Abschlussjahrgang 2016 die meisten Abbrüche: An Fachhochschulen betraf dies 32 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer, an Universitäten sogar 39 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer. An Universitäten brachen Männer mit 43 Prozent ihr Studium in den Geisteswissenschaften ebenso häufig ab. Die geringste Abbruchquote bestand in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Jedoch waren hier, wie auch in den Geisteswissenschaften an Universitäten sowie in den Gesundheitswissenschaften an Fachhochschulen, die Geschlechterunterschiede in der Abbruchquote mit 9 Prozentpunkten am größten.1

Balkendiaggramme
Abb. 2:
Studienabbruchquote im Bachelorstudium für den Abschlussjahrgang 2016 nach Hochschulart, Fächergruppe und Geschlecht in Prozent

In die Studienabbruchquote werden Studierende eingerechnet, die ein Erststudium begonnen haben, das Hochschulsystem jedoch ohne einen Abschluss verlassen. Studierende mit einem Fach- oder Hochschulwechsel sowie mit Abbruch eines Zweitstudiums fließen nicht in die Quote ein. Die Studienabbruchquote wird vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung im zweijährigen Rhythmus ermittelt. Sie wird als Näherungswert berechnet, indem jeweils ein Abschlussjahrgang mit den jeweils relevanten Jahrgängen der Studienanfängerinnen und -anfänger verglichen wird.1

Geschlechterdifferenzen größer in Fächergruppen mit hohem Frauenanteil

In jeder der am stärksten belegten Fächergruppen (s. Abb. 2) beendeten Männer im Abschlussjahrgang 2016 ihr Studium häufiger ohne Abschluss als Frauen. Die größten Geschlechterdifferenzen bestehen dabei mit 9 Prozentpunkten in den Fächergruppen Geisteswissenschaften und Gesundheitswissenschaften, in denen der Frauenanteil mit um die 70 Prozent besonders hoch ist, sowie in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, in denen der Frauenanteil ebenfalls über 50 Prozent liegt. In Fächergruppen mit einem sehr hohen Männeranteil von 77 Prozent (Ingenieurwissenschaften) bzw. etwas höherem Anteil von 53 Prozent (Mathematik/Naturwissenschaften) sind geringere Geschlechterdifferenzen zu finden.1, 2

Vorzeitiges Ende des Studiums eher im Bachelor- als im Masterstudium

Die Entscheidung für oder gegen die Fortsetzung des Studiums findet meistens bereits im Bachelorstudium statt. Bei knapp der Hälfte derjenigen, die ihr Bachelorstudium abbrechen, erfolgt die Entscheidung bereits zum Ende des ersten Studienjahres. Insgesamt zeigt sich, dass Studierende im Masterstudium an Universitäten und Fachhochschulen mit jeweils 19 Prozent deutlich seltener ihr Studium ohne Abschluss beenden als im Bachelorstudium. Im Masterstudium handelt es sich bei einer vorzeitigen Beendigung des Studiums nicht im eigentlichen Sinne um einen Studienabbruch, da die Studierenden bereits erfolgreich ein Bachelorstudium abgeschlossen haben. Aussagen über Geschlechterunterschiede beim vorzeitigen Studienabbruch im Masterstudium können momentan aufgrund der unzureichenden statistischen Grundlage nicht getroffen werden.1

Leistungsprobleme als ausschlaggebendes Motiv für Studienabbruch

Ein Studienabbruch erfolgt aus unterschiedlichen Gründen. Meistens gibt es ein entscheidendes Motiv für eine vorzeitige Beendigung des Studiums. Hier nennen Frauen und Männer am häufigsten Leistungsprobleme, wobei dies bei Männern mit 35 Prozent wesentlich häufiger der Fall ist als bei Frauen mit 25 Prozent. Als zweithäufigster Grund wird von Frauen eine mangelnde Studienmotivation genannt (20 Prozent), während von 16 Prozent der Männer der Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit geäußert wird. Daneben werden noch finanzielle Gründe, Krankheit, berufliche Alternativen, unzulängliche Studienbedingungen, familiäre Probleme sowie fehlende Freiheit in der Studienorganisation genannt. Auffallend ist, dass familiäre Gründe fast ausschließlich von Frauen (6 Prozent) angeführt werden.3

  • 1

    Heublein, U. und Schmelzer, R.: Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen. Berechnungen auf Basis des Absolventenjahrgangs 2016. DZHW-Projektbericht. Hannover 2018.

  • 2

    Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur. Studierende an Hochschulen. Wintersemester 2016/2017, Fachserie 11, Reihe 4.1. Wiesbaden 2017.

  • 3

    Heublein, U.: Sonderauswertung zu ausschlaggebenden Motiven des Studienabbruchs nach Geschlecht. Hannover 2019.

Hinweis zum Copyright

Der Inhalt dieses Beitrags steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.

Zitation: Servicestelle der Initiative Klischeefrei: „Studienabbruchquoten", Stand 09/2020, Creative Commons Lizenz (CC BY NC ND 4.0 Deutschland).

Stand: 09/2020

Über die Initiative Klischeefrei

Die Initiative Klischeefrei ist ein Bündnis aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Ihr Ziel: eine an individuellen Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl – frei von Geschlechterklischees. Die Initiative richtet sich an alle, die junge Menschen bei der Berufsorientierung begleiten. Machen Sie mit! Das Portal klischee-frei.de gibt Ihnen dazu Infos und Materialien an die Hand.

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