„Ich rate allen Menschen, auf ihr Bauchgefühl zu hören“
Sandra Mayer-Wörner, Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikerin
Sandra Mayer-Wörner ist Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikerin, Meisterin, Betriebswirtin und wird den Fachbetrieb ihrer Eltern in der 4. Generation weiterführen. So klar, wie es auf den ersten Blick scheint, war das mit der Betriebsübernahme jedoch nicht.
Frau Mayer-Wörner, bitte stellen Sie sich kurz vor.
Mein Name ist Sandra Mayer-Wörner, ich bin 34 Jahre alt und Rollladen und Sonnenschutzmechatronikerin. Nach der Ausbildung folgten noch der Betriebswirt und der Meistertitel, und ich werde den elterlichen Betrieb in Zukunft in 4. Generation weiterführen.
Warum genau dieser Beruf? Was macht für Sie den Reiz Ihrer Arbeit aus?
Mein Handwerk ist meiner Meinung nach Vorreiter in Sachen Digitalisierung: vor über zehn Jahren haben wir schon die ersten Smart-Home Systeme verbaut. Durch eine intelligente Steuerung kann man sehr viel Energie einsparen, das ist sehr wichtig für die Nachhaltigkeit eines Gebäudes. Sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz sind die Stichwörter. Mit dem passenden Sonnenschutz mit Steuerung lassen sich Energie und CO2 einsparen.
Für mich und meinen Betrieb ist es auch wichtig, viele Produkte zu reparieren. So sparen wir Rohstoffe wie Aluminium ein, dessen Produktion sehr energieaufwändig ist.
Haben Sie sich von Anfang an bewusst für diesen Beruf entschieden? Oder war es eher ein verschlungener Weg dorthin?
Ich habe nie einen typischen Frauenberuf erlernt. 2004 habe ich die Ausbildung zur Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistungen in einem großen Unternehmen angefangenen und beendet. Dies erfüllte mich nach meiner Übernahme aber überhaupt nicht, und ich habe eines Tages spontan gekündigt. Zu Hause war mir war sehr schnell langweilig, deshalb bin ich zum Helfen in den elterlichen Handwerksbetrieb gegangen. Die Arbeit hat mir gefallen, und ich habe mich kurzerhand für die Ausbildung entschieden.
Warum wollten Sie zuerst den kaufmännischen Beruf erlernen? In Ihrem Fall lag das Handwerk durch den Familienbetrieb doch recht nahe.
Gute Frage, ich empfand eine kaufmännische Ausbildung als gute Grundlage für vieles.
Haben Sie Erfahrungen mit Rollenklischees, gesellschaftlichen Erwartungen oder begegnen Ihnen Klischees im Arbeitsalltag? Wenn ja, welche und wie gehen Sie damit um?
In der Berufsschule war ich das einzige Mädchen, am Anfang ungewohnt, aber ich wurde immer gleichwertig behandelt. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen und sollte sich im Team ergänzen.
Mir begegnen im Alltag Ab und An diese Stereotype. Ich ignoriere sie aber, dagegen zu kämpfen ist verschwendete Energie. Meistens sind Kunden überrascht, wenn ich vor der Tür stehe. Ich bekomme aber nur positives Feedback. Meiner Meinung nach müsste es normal sein, dass auch Frauen meinen Beruf ausüben, ohne diesen besonderen Zuspruch. Wenn ein Mann kommt, wird er dafür ja auch nicht extra gelobt. Ich mache ja nur das, was mir gefällt und mich erfüllt. Und das genau sollte jeder Mensch tun, das zu arbeiten, was Spaß macht und erfüllt.
Hatten Sie Vorbilder oder Menschen, die Sie besonders darin bestärkt und unterstützt haben, diesen Beruf zu ergreifen?
Mein nahes Umfeld hat mich immer bedingungslos unterstützt in meinem Vorhaben, ohne Wenn und Aber, und ich weiß, dass das heutzutage immer noch nicht selbstverständlich ist. Die freie Entfaltung privat wie auch beruflich sollte aber selbstverständlich sein. Ich habe nie von meinen Eltern gehört, dass ich etwas nicht kann, weil ich ein Mädchen bin. Ich habe mit meinen Schwestern Lego, Carrera-Rennbahn und auch mit Puppen gespielt. Mein Highlight war meine Laubsäge in der Werkstatt.
Wichtig ist, Klischeefreiheit vorzuleben. Wenn mein Neffe zum Beispiel ein lilafarbenes Glas haben möchte, bekommt er es, ohne dass jemand sagt, das ist doch eine Mädchenfarbe.
Was raten Sie jungen Frauen, die diesen Beruf ergreifen möchten?
Genau das, was ich eben sagte, würde ich allgemein allen jungen Menschen empfehlen: Macht, was euch Spaß macht und euch erfüllt!
Ich rate allen Menschen, auf ihr Bauchgefühl zu hören, mutig zu sein, das eigene Leben und den Beruf so auszuwählen wie man möchte, mit allen Höhen und Tiefen. Glück und Erfüllung findet man nur in den Sachen die man gerne tut.
Mich bestärkt es jeden Tag mehr, in diesem Handwerk zu arbeiten. Man kann alles erreichen, wenn man es nur will.