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„Macht, worauf ihr Lust habt!“

Catharina Siemers, Leiterin der Fußballschule des Bundesligisten Arminia Bielefeld

Der Fußballplatz war schon immer der Lieblingsplatz von Catharina Siemers. Da war es naheliegend, auch beruflich etwas mit dem runden Leder zu machen: Die 27-Jährige leitet die Fußballschule im Nachwuchsleistungszentrum von Arminia Bielefeld und führt ein Team von 29 Trainern und 6 Trainerinnen.

„Macht, worauf ihr Lust habt!“

Zu den Angeboten für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren gehören verschiedene Fußballcamps für unterschiedliche Leistungsniveaus, Individualtrainings aber auch Spezialcamps zum Beispiel für Kinder mit Diabetes. Catharina Siemers ist gerne mittendrin und trainiert Gruppen. „Die Camps sind ein guter Ausgleich zur Arbeit im Büro“, findet sie. Neben den fußballerischen Inhalten geht es vor allem um den Spaß am Fußball und um die Bindung an den Verein. Auch die Nachwuchsgewinnung spielt eine Rolle, denn talentierte Kinder will der Klub für sich gewinnen und im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) weiter fördern. Catharina Siemers steht deshalb im regelmäßigen Kontakt mit den Talentscouts und dem Sportlichen Leiter des Klubs.

Die Fußballschule hat in der Vergangenheit auch eigene Camps für Mädchen angeboten. Sie wurden jedoch nicht wie erwartet nachgefragt. „Mädchen, die Fußballspielen wollen, tun das und brauchen dafür keine eigenen Camps“, glaubt Catharina Siemers. „Mädchen kommen zu den Camps, weil sie es wirklich wollen. Bei den Jungs gibt es die Eltern, die das wollen. Die Mädchen sind deshalb meistens besser als die Jungs.“

In der Nachwuchsarbeit fällt Catharina durch ihr Alter und ihr Geschlecht auf. Bei den Vereinen, mit denen die Fußballschule für die Camps kooperiert, trifft sie häufig auf ältere männliche Vereinsverantwortliche, die es zumindest nicht gewohnt sind, sich mit jungen Frauen auf Augenhöhe über Fußball und Nachwuchsgewinnung auszutauschen. „Es kommt vor, dass die Männer einem dann versuchen zu erklären, wie es läuft, bis sie merken, hey, die kennt sich ja aus.“ Die junge Frau, die bereits mit 22 die Leitung der Fußballschule übernahm, sagt: „Als Frau muss man sich mehr beweisen. Als Trainerin wurde ich häufiger für die Physiotherapeutin gehalten, bis die Männer gesehen haben, dass ich die Kinder auf dem Platz aufgewärmt habe“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. Ein Problem hat Catharina damit allerdings nicht. „Ich stehe da drüber“, sagt sie, „und ich weiß, was ich kann.“ Ihre eigenen Kollegen bei der Arminia haben sie von Anfang an akzeptiert und gefördert. Besonders hebt sie ihren Vorgänger Carsten Rump und ihren Chef, den Leiter des NLZ Finn Holsing hervor. Blöde Sprüche zu Frauen und Fußball erlebt sie am ehesten im Stadion, wenn sie auf der Tribüne Spiele der Arminia ansieht, unter Kollegen „auf keinen Fall.“

Doch welcher Weg führte Catharina überhaupt zur Arminia?

Für Catharina Siemers war der Fußball schon immer ein wesentlicher Teil ihres Lebens. Sie spielte in ihrem Heimatort in der Nähe von Hildesheim im Verein und war Trainerin. Ihr Sport und ihr Verein nahmen so viel Raum in ihrem Leben ein, dass sie sich für die Schule nicht mehr wirklich begeistern konnte. Sie entschloss sich, das Gymnasium ein Jahr vor dem Abitur zu verlassen. „Vielleicht sieht man dich ja eines Tages im Nachwuchsbereich eines Bundesligavereins“, sagte ihr Lehrer mit erstaunlich viel Voraussicht. Ihre Eltern und ihr Freundeskreis unterstützten sie in dieser Entscheidung.

Catharina wusste noch nicht ganz genau, was sie beruflich machen wollte, sie wusste aber mit Sicherheit, dass es etwas Besonderes sein sollte. „Mir war klar, dass ich nicht den klassischen Weg gehen würde. Ich wollte in den Sport und damit Geld verdienen, idealerweise mit Fußball.“, beschreibt sie ihre Überlegungen.

Um sich mehr Klarheit über ihre weiteren Pläne zu verschaffen, absolvierte sie zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr, dass sie – wie sollte es anders sein – mit Fußball füllte. An einer Grundschule arbeitete sie in der Hausaufgaben- und Nachmittagsbetreuung und bot Fußball-AGs an. Später am Tag trainierte sie zwei Jugendmannschaften des örtlichen Sportvereins. In dem Jahr wurden ihr zwei Dinge klar: Ihr Beruf MUSSTE mit Fußball UND auch mit Kindern zu tun haben. Professionelle Nachwuchsarbeit – das sollte es werden!

Sie bewarb sich initiativ bei verschiedenen Bundesligavereinen für ein Praktikum, auch beim DSC Arminia Bielefeld. Der DSC hatte als einziger Klub eine passende Praktikumsstelle in seinem Nachwuchsleistungszentrum ausgeschrieben. Catharina Siemers bekam den Platz. Sie überzeugte die Arminen offensichtlich auf ganzer Linie: Sie blieb in Bielefeld, absolvierte bei der Arminia eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau, trainierte Jugendmannschaften und engagierte sich in der Fußballschule. Noch während ihrer Ausbildung erhielt sie 2016 die Chance, die Leitung der Fußballschule zu übernehmen.

Jungen Menschen, die einen untypischen Beruf anstreben, rät sie, sich nicht von den eigenen Zielen abbringen zu lassen. „Macht, worauf ihr Lust habt! Und lasst euch nicht von dummen Sprüchen davon abhalten!“

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