21.10.2025
Welche Rolle spielen Beruf und Geschlecht bei betrieblichen Benefits?
Studie der Bertelsmann Stiftung zu betrieblichen Zusatzleistungen
Viele Studien und Erhebungen belegen, wie wichtig betriebliche Benefits sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch Arbeitgebende sind. Unterscheiden sich die Benefits nach Berufsgruppe, Geschlecht oder Hierarchiestufe? Und wie hat sich das Benefits-Angebot der Unternehmen in den letzten Jahren verändert? Antworten gibt die Studie der Bertelsmann Stiftung mit Fokus auf betriebliche Zusatzleistungen. Und die Klischeefrei Faktenblätter zeigen, wie sich der Faktor Geschlecht auf Arbeitsmarkt und Arbeitsteilung auswirkt.
Angesichts des fortschreitenden Fachkräftemangels werben Unternehmen und Betriebe nicht mehr nur mit einem Arbeitsplatz und Einkommen um potentielle Bewerberinnen und Bewerber, sondern immer stärker mit Zusatzleistungen. Dabei, so die Studie, hängt die Art der Benefits oft davon ab, ob es sich um Branchen und Berufe handelt, in denen entweder Frauen oder Männer dominieren. Bei frauendominierten Berufen werben die Arbeitgebenden stärker mit Benefits zum Themenbereich Familie, Weiterbildung und Gesundheit, bei männerdominierten Berufen stehen mehr materielle Anreize wie Leistungsprämien, Firmenwagen oder vermögenswirksame Leistungen im Vordergrund.
Wie wirken Geschlechterrollen am Arbeitsmarkt?
Befragungen zeigen: Frauen legen mehr Wert auf Benefits, die ihre Work-Life-Balance verbessern, Männer hingegen mehr auf ihre finanzielle Ausstattung. Dies ist keine überraschende Erkenntnis vor dem Hintergrund, dass traditionelle Rollenbilder immer noch sehr stark den beruflichen Werdegang von Frauen und Männern beeinflussen und sich Berufswahl und Arbeitsteilung in Haushalt und Familie oft gegenseitig bedingen. Dies führt dazu, dass Frauen (Stichwort Doppelbelastung) und Männer (Stichwort: Versorgerrolle) in Umfragen überwiegend andere Bedürfnisse äußern.
Doch Geschlechterrollen, so die Bertelsmann-Studie, wirken „nicht nur als Ausdruck persönlicher Präferenzen, sondern als strukturell verankerte Erwartungssysteme mit selbstverstärkender Wirkung: Männer werden gesellschaftlich nach wie vor stärker über beruflichen Status und finanziellen Erfolg definiert und orientieren sich entsprechend an monetären Zusatzleistungen. Frauen übernehmen weiterhin den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit und sind auf ein berufliches Umfeld angewiesen, das Vereinbarkeit ermöglicht."
Klischeefreie Benefits für mehr Chancengleichheit
Gleichzeitig zeigen aktuelle Studien, dass diese traditionellen Rollenbilder an den veränderten Lebensgewohnheiten und Bedürfnissen von vielen Vätern und Müttern vorbeigehen. Immer mehr Väter wünschen sich mehr Zeit für Kinder und Familie; viele Frauen würden gerne einen Teil der Sorgearbeit abgeben für mehr Möglichkeiten im Beruf und entsprechende finanzielle Unabhängigkeit. 2023 waren 73,6 Prozent der Frauen erwerbstätig (Männer: 80,8 Prozent), so die aktuellen Zahlen des Klischeefrei-Faktenblatts Arbeitsteilung. Doch Frauen arbeiten viel häufiger in Teilzeit als Männer und sind im Alter entsprechend schlechter abgesichert. Gleichzeitig arbeiten Frauen mehr als Männer, dies meist ohne Bezahlung (unbezahlte Sorgearbeit). Die Bertelsmann-Studie empfiehlt: „Unternehmen sollten ihr Benefit-Angebot deshalb darauf ausrichten, die traditionelle Aufteilung von Sorge und Erwerbsarbeit nicht noch zu reproduzieren, sondern Vereinbarkeit in männerdominierten Berufen und eine höhere Erwerbsarbeit von Frauen zu ermöglichen.“

