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02.07.2024

Konsequenter Kulturwandel: Klischeefrei werden mit betriebswirtschaftlichen Mitteln

Wie ein Kulturwandel hin zu mehr Klischeefreiheit auf allen Ebenen einer Organisation gelingen kann, das zeigt das Beispiel unserer Partnerorganisation 42 Wolfsburg/Berlin e.V. Der Schlüssel zum Erfolg: strategische Kennzahlen.

Konsequenter Kulturwandel: Klischeefrei werden mit betriebswirtschaftlichen Mitteln

Der gemeinnützige Verein 42 Wolfsburg/Berlin e. V. ist der Träger zweier innovativer Schulen in Wolfsburg und Berlin, an denen seit 2021 IT-Fachkräfte ausgebildet werden. 42 Wolfsburg/Berlin e. V. baut dabei auf den pädagogischen Prinzipien der 2013 in Paris gegründeten École 42 auf. Kern ist hier das Prinzip des Peer-Learnings, bei dem Studierende gemeinsam praxisnahe Projekte bearbeiten und von- und miteinander lernen. Kurse oder Dozierende gibt es nicht.

Das Profil der Studierenden ist international. Bis heute haben Menschen aus über 90 Ländern die Ausbildung an der 42 Wolfsburg und an der 42 Berlin aufgenommen. Etwa 29 Prozent von ihnen waren bis 2023 weiblich oder non-binär. Im Vergleich zum Branchenschnitt (17 Prozent) liegt diese Zahl recht hoch; dennoch sieht 42 Wolfsburg/Berlin weiteren Handlungsbedarf.

Das Anliegen der Schulen in Wolfsburg und Berlin ist es, zu mehr Diversität unter den IT-Fachkräften beizutragen. Das kann nach der Überzeugung der Verantwortlichen nur gelingen, wenn die Studierendenschaft den gesamten gesellschaftlichen Querschnitt abbildet und ihn in die Unternehmen trägt.

Klischeefreiheit wurde Teil der Strategie

Wer eine Organisation nachhaltig in eine andere Richtung bewegen möchte, gestaltet dies in der Regel über eine strategische Organisationsentwicklung. So handhabt es auch 42 Wolfsburg/Berlin.

Die 42-Schulen haben „Diversität“ als Ziel ihrer Organisationsentwicklung definiert. Dieser Schritt sorgt für eine hohe Verbindlichkeit. „Wir wollen wirklich etwas verändern und nicht nur darüber reden“, erklärt Janett Kalina, Operations Lead bei 42 Wolfsburg die Motivation für dieses Vorgehen. „Dies erfordert ineinandergreifende Maßnahmen, die alle Ebenen unseres Vereins und der Schulen umfassen.“

Wir wollen wirklich etwas verändern und nicht nur darüber reden.

Janett Kalina, Operations Lead, 42 Wolfsburg/Berlin e.V.

Einiges wurde in den letzten Jahren schon auf den Weg gebracht. Die entscheidenden Faktoren dabei: Ressourcen, Training und Ziele. Wie sieht das genau aus? 

Ressourcen

Der Verein hat schulübergreifend eine (Teilzeit-)Stelle für den Bereich DEIB (Diversity, Equity, Inclusion and Belonging) implementiert und deren Verantwortungsbereiche in einer Stellenbeschreibung verankert. Dazu gehören:

  • DEIB-Strategieentwicklung und -fortschreibung
  • Planung und Durchführung von themenbezogenen Veranstaltungen
  • Beratung der Personalverantwortlichen zu Fortbildungsthemen
  • Monitoring bezüglich Zielerreichungsgraden
  • Koordination mit Partnern zu themenbezogenen extracurricularen Angeboten (Konferenzen, Hackathons, etc.)

Training

Mitarbeitende der Schulen haben einen Anspruch auf jährliche Fortbildung, deren Inhalte sich an persönlichen Interessen und den Bedarfen der jeweiligen Schule orientieren. Darüber hinaus werden Fortbildungsveranstaltungen auch Studierenden zugänglich gemacht. Themen in der Vergangenheit waren:

  • Diversity Management
  • Unconscious Bias
  • Gender Equity
  • Anti-racism

Strategie und Erfolgsmessung

Im Rahmen der Organisationsentwicklung arbeitet der Verein mit sogenannten OKR (Objectives and Key Results) als Methode, um sich Ziele zu setzen und zu überprüfen. Bei dieser Methode werden in einem ersten Schritt übergeordnete Ziele vereinbart, die die Vision und die Mission der Organisation widerspiegeln.

Im Fall von 42 Wolfsburg und 42 Berlin sind dies:

  • Wir ziehen talentierte und engagierte Studierende an.
  • Wir ermöglichen es unseren Studierenden, im 42 Curriculum ihr Potenzial zu entfalten.
  • Wir öffnen Türen im Bereich Tech.

Jedem dieser übergeordneten Ziele werden turnusmäßig – hier alle 6 Monate – Unterziele mit entsprechenden Maßnahmen und Zielzahlen zugeordnet. Dieses Vorgehen erlaubt es, die Arbeit der Teams zu fokussieren und sicherzustellen, dass Aktivitäten auf die übergeordneten Ziele einzahlen.

Damit die DEIB-Themen konsequent und kontinuierlich einbezogen werden, bezieht sich in jedem Zielzyklus mindestens ein Unterziel auf diesen Bereich. Aktuelles Ziel ist ein repräsentatives Geschlechterverhältnis in der Studierendenschaft. Der Verein richtet seine DEIB-Maßnahmen darauf aus. Zukünftige Ziele können sich – je nach Handlungsnotwendigkeit – auch auf andere Diversitätsdimensionen beziehen.

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Der Wandel der Unternehmenskultur ist möglich!

Klischeefreiheit wurde auf diese Weise zum strategischen Unternehmensziel. Wie ernsthaft 42 Wolfsburg/Berlin seine Ziele verfolgt, zeigt sich beispielsweise daran, dass der Verein seine von den französischen Schulen übernommene Farbwelt und Bildsprache im Außenauftritt angepasst hat, um Frauen stärker anzusprechen. Dass das ursprüngliche Corporate Design weniger gut funktionierte, brachte eine eigens durchgeführte Befragung ans Licht.

Diese Konsequenz und der finanzielle und zeitliche Einsatz tragen Früchte, wie der vergleichsweise hohe Anteil an Frauen und non-binären Personen zeigt. „Mehr Klischeefreiheit zu erreichen, erfordert echten Veränderungswillen, denn wir müssen uns an vielen Stellen über die Grenzen des Gewohnten hinausbewegen. Dies geht nicht ohne Ressourcen und die Einbindung wirklich aller Ebenen und Bereiche. Es ist eine ganzheitliche Aufgabe“, resümiert Janett Kalina.

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