Kinder werden in ihrem sozialen Umfeld, in den Medien, in der Werbung und auch in der Literatur früh mit Geschlechterklischees konfrontiert. Diese verfestigen sich im Lebensverlauf und können sich später auf die Berufs- und Studienwahl auswirken. Sie führen dazu, dass ein Großteil aller Berufe entweder einseitig von Männern oder von Frauen dominiert wird und nur wenige Berufe ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis aufweisen.
Dass die Geschlechterverteilung wandelbar ist, zeigt sich beispielhaft in der Primarstufe oder der Humanmedizin. Hier hat sich das Geschlechterverhältnis innerhalb der letzten 50 Jahre nahezu umgekehrt. Ob ein Beruf mehrheitlich von Frauen oder Männern ausgeübt wird, ist vor allem davon abhängig, ob Männern und Frauen im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext die dafür notwendigen Eigenschaften und Fähigkeiten zugeschrieben werden.
Bereits im Grundschulalter werden viele Berufe mit einem bestimmten Geschlecht in Verbindung gebracht. Deshalb fallen einige Berufsoptionen für viele Kinder von vornherein weg. Geschlechterklischees zu hinterfragen bedeutet, schon früh die Weichen für gleiche Verwirklichungschancen aller Geschlechter bei der Berufs- und Lebensplanung zu stellen.
Methoden und Lesebücher
Das Methodenset enthält Methoden für die pädagogische Arbeit mit Kindern, Anleitungen zur Sensibilisierung und Selbstreflexion im Kollegium sowie zur Einbindung von Eltern.
Außerdem gehören die beiden Lesebücher „Der Schlüssel zu Oma Edas Welt oder warum Ausprobieren hilft“ für Leseanfängerinnen und -anfänger und „Oma Edas wundersame Welt und der geheimnisvolle Raketenplan“ für fortgeschrittene Leserinnen und Leser dazu. Über die Geschichten soll den Kindern ein spielerischer und klischeefreier Zugang zu Berufen, Tätigkeiten und Geschlechterrollen vermittelt werden. Sie können die Bücher gemeinsam mit der Klasse lesen, die passenden Methoden dazu anwenden und ihre Klassenbibliothek mit ihnen erweitern.
Die Website www.klischee-frei.de bietet Ihnen außerdem vielfältige methodische Anregungen und Hintergrundinformation zum Thema Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees.
Kurztipps: Klischeefrei im Unterricht
Klischeefrei durch die Grundschule heißt für uns: Spielen und Lernen frei von Geschlechterklischees, Wertschätzung für die Vielfalt der Kinder, ihrer individuellen Stärken und Interessen, ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede – unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit.
Sprache schafft Bewusstsein
Verwenden Sie im Unterricht und im Alltag an Ihrer Schule neben geschlechtsneutralen Begriffen die weibliche und die männliche Sprachform und schaffen Sie damit ein Bewusstsein für die Vielfalt von Berufs- und Lebensentwürfen (zum Beispiel Lehrkräfte, Ingenieurinnen und Ingenieure, Erzieherinnen und Erzieher).
Geschlechterstereotype kritisch reflektieren
Jungen und Mädchen werden häufig als homogene Gruppen wahrgenommen (zum Beispiel: Jungen sind wild, Mädchen angepasst). Die vielen Unterschiede innerhalb einer Geschlechtergruppe und deren Gemeinsamkeiten gehen so verloren. Greifen Sie deshalb Geschlechterstereotype auf und fragen Sie, ob sie tatsächlich auf alle Jungen und Mädchen zutreffen.
Selbstvertrauen stärken
Stärken Sie das Selbstvertrauen Ihrer Schülerinnen und Schüler, indem Sie sie dazu anregen, Neues auszuprobieren und auch Interessen zu verfolgen, die auf den ersten Blick nicht den tradierten Geschlechterzuschreibungen entsprechen.
Vielfalt der Geschlechter einbeziehen
Auch an Ihrer Schule sind vielleicht Kinder, die schon jetzt oder später einmal die ihnen zugewiesene Geschlechtszugehörigkeit als unpassend empfinden. Wenn Sie Geschlechterklischees hinterfragen, scheuen Sie sich nicht zu thematisieren, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.
Mehr Infos zum Thema geschlechtliche Vielfalt: WWW.KLISCHEE-FREI.DE/QUEER