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„MINT in der Kita – Forschen Jungs und Mädchen unterschiedlich? Erfahrungen aus der Praxis“

Ein Gespräch mit Michael Fritz, Vorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“.

„MINT in der Kita – Forschen Jungs und Mädchen unterschiedlich? Erfahrungen aus der Praxis“
Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender Stiftung Haus der kleinen Forscher

MINT – können Sie die Bezeichnung kindgerecht kurz erklären?

MINT ist der Umgang mit dem, was uns umgibt. Kinder umgeben viele Dinge, die zählbar sind, die Algorithmen enthalten, wie die Fußgängerampel. Sie sind umgeben von der Natur und von Technik. Alles, was das Kind in seiner Lebensumwelt erlebt, ist Anlass zum Forschen und Entdecken.

Bei uns in der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ ist die MINT-Bildung verbunden mit Bildung für nachhaltige Entwicklung. Letztlich geht es ja nicht nur ums Verstehen, sondern auch um das Reflektieren und das bewusste Handeln.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung?

Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs). Das ist etwas, was unsere ganze Lebensgestaltung hier und woanders, heute und morgen, beeinflusst und damit etwas, was zur Bildung von Kindern gehört, die heute und in Zukunft selbstbestimmt denken und eigenverantwortlich handeln wollen.

Ich zitierte am allerliebsten den fantastischen Forscher Alexander von Humboldt, der nicht unbedingt als Pädagoge wahrgenommen wird, aber der sinngemäß gesagt hat: Wir müssen das, was uns umgibt, verstehen, wir müssen unseren Beitrag dazu reflektieren und dann verantwortungsvoll und an Werten orientiert handeln.  Das Verstehen ist die MINT-Bildung, das Reflektieren ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung und das Handeln, das ist das Ergebnis guter Bildung: die Fähigkeit, Verantwortung zu tragen für sich, für andere und für die Welt.

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – spielt das Konzept für Kinder überhaupt eine Rolle?

Es geht darum, die Dinge in der Umgebung, die die Kinder beschäftigen, zu hinterfragen und damit die Möglichkeit der strukturierten Auseinandersetzung mit der Welt zu unterstützen.

Mein Lieblingsbeispiel: In einer Kita wurde eine MINT-Bildungssituation gefilmt. Dabei gab es einen wunderbaren Zufall. Das Filmteam hat die Kamera auch beim Mittagessen draufgehalten. Dort saßen Kinder mit einer Erzieherin am Tisch und haben sich unterhalten. Plötzlich stutzt ein etwa 3- bis 4-jähriges Kind und zeigt auf ein Glas. In dem Glas hat das Kind beobachtet, dass ein Zitronenkern nach oben steigt und wieder heruntersinkt und sich das mehrmals wiederholt. Die Erzieherin war genial: Sie sagte nicht „Mit Essen spielt man nicht“, sondern fragte: „Was meinst du? Was ist da?“ Das Kind hat versucht zu erläutern, was es sieht und formulierte seine Beobachtung in einfacher Sprache: „Da sind so kleine Luftbläschen dran.“ Die Erzieherin fragte dann alle Kinder: „Seht ihr das auch?“ Die anderen Kinder haben dann auch auf das Glas geschaut und einander geschildert, was sie beobachten.

Die Erzieherin hat die Zufallssituation beim Mittagessen genutzt, um etwas, was erstaunlich war, genau zu beobachten, darüber zu sprechen und es zu reflektieren. Am Nachmittag haben sie das Ganze fortgesetzt und angefangen, systematisch andere Dinge ins Wasser zu werfen: Was passiert, wenn man Papier oder Steine reinwirft, wenn man statt eines Zitronenkerns einen Orangenkern nimmt etc.? Das ist für uns der Nukleus von MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung. Eine zufällige, die Kinder in diesem Moment interessierende Situation zu erkennen, die Fragen der Kinder aufzunehmen und sie zu unterstützen, daraus ein bewusstes, systematisches, reflektierendes Herangehen an die Welt zu entwickeln.

Um auf ihr Beispiel zurückzukommen – wie funktioniert MINT-Bildung in der Kita-Praxis?

Wenn wir nochmals zu der Situation beim Mittagessen zurückgehen: Da hat jemand vorher den Tisch gedeckt und abgezählt, wie viele Teller, Tassen und Löffel gebraucht werden. Das ist Mathematik im Alltag. Vielleicht haben das Kita-Team und die Kinder vorher miteinander einen Kuchen gebacken und dafür Zutaten zusammengebracht. Dieses Beobachten, was mit den Zutaten passiert, wie sie sich verändern, wie die Sachen vorher und hinterher schmecken – das ist Chemie in der Küche, das ist MINT-Bildung. Und wenn ich mir dann vielleicht noch überlege, wo die Schokolade herkommt, habe ich auch einen Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwicklung mit drin. Denn dann weiß ich, die wächst nicht bei uns im Kindergarten-Garten, sondern kommt aus Afrika oder Südamerika.

MINT steckt also überall mit drin, von morgens bis abends …

Wir sagen, MINT ist überall. Die Auseinandersetzung der Kinder mit der gegebenen Umwelt zum Anlass zu nehmen, um sie dabei zu unterstützen, aufmerksam ihre eigenen Fragen zu bearbeiten, ist die hohe Kunst der Pädagogik. Die versuchen wir durch unsere Fortbildungen zu erreichen.

Wie lautet der pädagogische Ansatz des „Hauses der kleinen Forscher“?

Wir gehen nicht direkt in die Kita und arbeiten mit den Kindern, sondern wir arbeiten mit den Pädagoginnen und Pädagogen. Weil wir wissen und akzeptieren, dass sie wichtige Entwicklungsbegleiterinnen und -begleiter für Kinder sind. Je besser wir die Fachkräfte unterstützen können, ihre Arbeit in einer Haltung des aktiven, entdeckenden Lernens der Kinder zu gestalten, desto mehr Kinder kommen in den Genuss einer guten, frühen MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung.

In diesem Zusammenhang haben wir eine große Herausforderung zu bewältigen. Viele Pädagoginnen und Pädagogen in der Elementar- und Primarbildung sind in diesen Beruf gegangen, weil sie in der eigenen Schulzeit vielleicht nicht die besten Erfahrungen gemacht haben mit Technik, Physik, Chemie, Mathematik, sondern eher mit sprachlichen, kreativen, musischen, sozialen Themen. Dann sind sie in der Kita, der Grundschule oder dem Hort und haben den Bildungsauftrag, genau diese Dinge mit Kindern zu gestalten, von denen sie eigentlich selber sagen, die mag ich nicht so sehr.

Deswegen ist unsere erste wichtige Aufgabe, Pädagoginnen und Pädagogen die Gelegenheit zu geben, zu erleben: Mensch, MINT, das kann ich ja, das mag ich ja. Wer etwas kann und mag, ist als Pädagoge deutlich besser befähigt und motiviert, mit den Kindern Situationen zu gestalten, in denen sie MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung erleben können.

Unsere Workshops haben einen hohen Anteil an Eigenerfahrung, an Selbermachen. Darauf folgt das Reflektieren. Dann kann man gestärkt ins Handeln gehen. Also wieder das Humboldt’sche Beobachten, Reflektieren, Handeln.

Wie viele Menschen haben Sie mit Ihren Workshops bisher erreicht?

Wichtig ist zu verstehen, dass jede Fachkraft in der Kita autonom in ihrer Professionalisierung ist. Uns ist es wichtig, dass sie in ihrer Nähe einen Partner findet, bei dem sie Fortbildungen vom „Haus der kleinen Forscher“ nutzen kann. Wir sind glücklich, 211 Netzwerkpartner in der ganzen Bundesrepublik zu haben.

Unser Job als Stiftung ist, die ca. 500 Trainerinnen und Trainer, die in den regionalen Netzwerken sind, zu qualifizieren, um dann vor Ort gute Fortbildungen gestalten zu können. Über unsere Netzwerkpartner haben wir es geschafft, dass Pädagoginnen und Pädagogen aus 53  Prozent aller Kitas, aus 40 Prozent der Horte und 32 Prozent aller Grundschulen unser Angebot bereits genutzt haben. Das sind rund 33.300 Bildungseinrichtungen bzw. 82.000 Pädagoginnen und Pädagogen. Auf diese Weise haben wir mit unserer Arbeit Einfluss auf die frühe MINT-Bildung von rund 2,8 Millionen Kindern genommen. [Alle Zahlen entsprechen dem Stand 31. Oktober 2020, Anm. der Redaktion.]

Wie werden Kinder an MINT-Themen herangeführt? Was ist ihr Lieblingsprojekt bzw. Beispiel aus der Praxis?

Wenn ich kurz das Wort „herangeführt“ aufgreifen darf: Das wäre die denkbar schlechteste Methode, nach dem Motto „Heute wollen wir mal“, bei der meistens nur die Erwachsenen wollen – falls überhaupt.

Immer wenn Sie erkennen, da ist eine Frage, ein Interesse der Kinder da, und Sie können das aufgreifen, dann wollen wirklich die Kinder. Deshalb sind meine Lieblingsprojekte Situationen, in denen Kindern etwas „frag würdig“ vorkam und sie gefragt haben, „Hä, was ist denn da?“ und auf diese Weise ein Interesse entwickelt haben, sich mit einer Sache auseinanderzusetzen.

Aus der großen Zahl der Beiträge zum Forschergeist-Wettbewerb, den wir alle zwei Jahre zusammen mit der Deutsche Telekom Stiftung veranstalten, greife ich ein Beispiel aus einer Kita im sächsischen Oderwitz auf. In dieser Landschaft ist Südostsachsen gibt es sehr viele Störche. Für die Kinder, die dort aufwachsen, ist es also ganz normal, dass im Sommer Störche da sind und im Herbst wieder wegfliegen. In einem Herbst vor zwei Jahren blieb ein Storch in seinem Nest im Oderwitzer Rathaus sitzen. Für die Kinder stellten sich spannende Fragen: Was ist mit dem? Haben die den vergessen? Hat der den Abflug verschlafen? Fliegt der jetzt hinterher? Oder ist der krank, kann der vielleicht gar nicht fliegen? Was macht er, wenn er hierbleibt? Was frisst er im Winter, wenn es kalt wird und Schnee hat? Müssen wir den füttern? Müssen wir den zum Arzt bringen?

Alles echte Fragen der Kinder. Daraus entwickelte sich ein Forschungsdrang, verbunden mit der Frage herauszufinden, was ein Storch im Winter frisst. Störche sind übrigens Allesfresser (lacht) und Sie finden Störche in Ihrem Durchzugsgebiet auch auf Müllhalden. Störche finden also auch in Oderwitz etwas im Winter, die Ernährung ist damit nicht das Problem.

Die nächste Frage galt der Gesundheit des Storchs. Die Kinder haben dann zwei Dinge gemacht. Sie wussten, dass im Kirchturm gegenüber dem Rathaus eine Kamera installiert ist, die im Sommer Aufnahmen vom Nest macht, um die Population und Gesundheit der Störche zu überwachen. Sie haben dann die BUND-Arbeitsgruppe gebeten, die Kamera auch im Winter anzulassen. Auf diese Weise konnten sie täglich ein Foto mit den Bildern der Vortage auf Krankheitszeichen überprüfen und so Verantwortung für den Storch übernehmen.

Ich finde daran faszinierend, dass eine fragwürdige Situation in der Umgebung zum Sich-Informieren, zum Recherchieren, zum Übernehmen von Verantwortung, zu einem kontinuierlichen forschenden Verhalten führt. Und es führt vor allem dazu, dass die Kinder erleben: „Ich kann etwas beeinflussen.“. Am Schluss kamen im Frühjahr die anderen Störche zurück, der dagebliebene wurde aufgenommen und im darauffolgenden Herbst ist er mit den anderen wieder mitgeflogen – und alles war gut.

In solchen Momenten entsteht in den Kindern das Bewusstsein: „Ich kann die Welt beobachten, ich kann sie einordnen, ich kann handeln, ich kann Verantwortung übernehmen, ich kann die Welt retten.“

Es geht also um das Handwerkszeug, um Herausforderungen von morgen angehen zu können, die wir heute vielleicht gar nicht kennen.

Zuallererst brauche ich eine Haltung. Die ist noch wichtiger als die Kompetenzen, sie gibt Sicherheit, dass ich, mit egal welcher Veränderung, konstruktiv umgehen werde. Um diese Haltung umsetzen zu können, benötige ich Kompetenzen.

Wenn Kinder im Jahre 2020 programmieren lernen, beispielsweise mit einer Programmiersprache aus dem Jahre 2010, dann lacht jede Informatikerin im Jahre 2030 darüber, weil das irrelevant ist. Aber verstanden zu haben, dass Programmieren eine menschliche Tätigkeit ist, um einem technischen Gerät Anweisungen zu geben, Probleme so zu lösen, dass es für den Menschen gut ist, das ist eine Haltungsfrage. Deshalb ist es schon richtig, dass sich Kinder auch mit Informatik auseinandersetzen. Aber nicht in dem Sinne, dass alle die gleiche Programmiersprache lernen müssen.

Was können Eltern tun, um den Forschungsdrang und die Neugierde anzuregen?

Ich saß vor einigen Wochen in einem Berliner Café. Neben mir saßen zwei junge Familien. Die zwei Elternpaare haben sich wunderbar unterhalten, ein Kind schlief im Kinderwagen und das andere, etwa 2 1/2 Jahre alt, forschte und experimentierte. Die Eltern haben es dabei unterstützt.

Zum einen hat es sozial geforscht, indem es auf dem Gehweg zehn Schritte weggelaufen ist, sich dann umgedreht und geguckt hat, wann die Eltern es wieder zurückholen. Beim zweiten Mal ist das Kind dann schon 20 Meter weggerannt und hat sich gefreut, als es wieder geholt wurde und so weiter.

Danach ging das Kind zum Kinderwagen des Geschwisterkindes und hat im Korb eine Anderthalb-Liter-PET-Flasche gesehen, die etwa halbvoll mit Wasser gefüllt war. Das Kind hatte offenbar Durst und hat die Flasche herausgewuchtet, wobei ihm die Flasche aus der Hand fiel und den etwas abschüssigen Gehsteig auf die Straße herunterrollte. Der Plumps auf die Straße hat einen Freudenschrei ausgelöst. Danach hat das Kind die Flasche wieder in den Kinderwagen getan, erneut herausgeholt und bewusst fallengelassen. Das Ganze wiederholte sich, was eine große Freude auslöste. Beim dritten Mal kam die Flasche falsch auf, rollte nicht und das Kind machte mehrere Versuche, bis es die Flasche mit dem Fuß wieder in die richtige Richtung geschubst hatte.

Ich habe das Kind und die Eltern beobachtet: Die Eltern haben das Spiel des Kindes wahrgenommen und zugelassen. Das sind die wichtigsten Fähigkeiten, die Eltern haben, um die ausprobierende Entdeckerfreude des Kindes zu fördern. Weil irgendwann der Name fiel, wusste ich, es ist ein Mädchen, aber es hätte genauso gut ein Junge sein können. Das Geschlecht spielt keine Rolle, wichtig ist: Eltern lassen das Entdecken und Ausprobieren zu und unterstützen es.

Forschen Jungs und Mädchen unterschiedlich? Oder anders gefragt: Welche Rolle spielt das Geschlecht beim Forschen?

Zunächst: Ich bin fest davon überzeugt, dass es beim Forschen keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt. Ich durfte zehn Jahre lang mit Neurowissenschaftlern zusammenarbeiten, und es war oft Thema, ob es von Geburt an neurobiologisch nachweisbare Unterschiede gibt – und da hieß immer: Nein, gibt es nicht. Und wenn Sie in einen Kinderwagen schauen, dann erkennen Sie an der Art und Weise, wie das Kind versucht, Mama und Papa zu manipulieren, dass es jetzt Essen geben soll, keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Es kommt ein Unterschied ins Spiel, wenn wir als Erwachsene diesen Unterschied selbst hineingeben. Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der wir Erwachsene gelernt haben, dass es diese Unterschiede gibt. Dass wir diese Unterschiede sehen, ist eine kulturelle Überformung in unserer Gesellschaft. Diese Überformung hat Einfluss auf das Selbstbild der Kinder und führt zur Entwicklung von Unterschieden.

Deswegen ist es so wichtig, dass Pädagoginnen und Pädagogen sich dieser Gefahr bewusst sind und sich sagen: „Mein Job ist es“ – und in der frühen Bildung arbeiten hauptsächlich Frauen – „dass das Kind auch mich als Rollenvorbild wahrnimmt: eine Frau, die fasziniert ist von MINT-Themen und von der Bildung für nachhaltige Entwicklung.“ Diese Faszination „infiziert“ dann auch die Kinder.

Apropos Rollenvorbild: Ich lebe als gebürtiger Schwabe im Osten von Berlin. Und ich erlebe immer wieder, dass es in Ostdeutschland eine positivere Haltung zu Frauen in MINT-Berufen gibt. Das zeigt, dass die Rollenzuschreibungen gesellschaftlich gemacht sind. Das heißt, da müssen wir als Gesellschaft ran und deshalb braucht es Initiativen wie „Klischeefrei“ und „Haus der kleinen Forscher“.

Wie treten Sie Geschlechterklischees beim Fachpersonal und bei den Kindern entgegen?

Das ist Thema bei unseren Fortbildungen im Sinne eines Bewusstmachens: Was ist meine Haltung zu MINT? Was ist meine Biografie mit MINT-Themen? Wie prägt meine eigene Schülerbiografie mein Herangehen an MINT-Themen?

Unsere Workshops beginnen in der Regel mit eigenem Ausprobieren, Forschen, Entdecken. Danach kommt die Reflektion des eigenen Verhaltens, und das wird übertragen auf die Reflektion des professionellen Verhaltens als Pädagoge und Pädagogin: Habe ich gerade die Rolle als Frau in der frühen (MINT-)Bildung, Vorbild zu sein für freudvollen Umgang mit MINT-Themen?

Mehr Männer in Kitas alleine bringen also wenig, wenn nicht alle Fachkräfte ihre Rolle hinterfragen …

So ist es. Im Gegenteil ist damit sogar manchmal die Gefahr des Quoten-Mannes in der Kita verbunden, der mit den Kindern das Radio auseinanderbauen soll. In solchen Fällen wird das klischeehafte Verhalten nicht aufgebrochen, sondern verstärkt. Da müsste ein Kita-Team eher konträr arbeiten und sagen, der Mann geht in den Kreativraum und seine Kollegin geht in den Forscherraum und sie wechseln dann durch.

Wie kann eine Kita „Haus der kleinen Forscher“ werden?

Wir bieten Kitas eine Zertifizierung an. Kitas durchlaufen dafür ein Nachweisverfahren, in dem sie deutlich machen, dass die MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung selbstverständlich Teil ihres alltäglichen Bildungsangebots ist. Jede zehnte Kita in Deutschland ist bereits zertifiziert. Diese Bescheinigung muss alle zwei Jahre erneuert werden.

Ihre Stiftung heißt „Haus der kleinen Forscher“: Haben Sie je daran gedacht, den Namen im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit anzupassen?

Ich bin seit sieben Jahren Vorstandsvorsitzender dieser Stiftung. Der Name beschäftigt mich vom ersten Tag an: Haus der kleinen Forscher. Punkt. Haus der kleinen Forscherinnen und Forscher? Haus der kleinen Forschx? Haus der kleinen Forschenden?

Das ist ein echtes Thema für uns. Wir wissen, dass der Name als Marke eingeführt ist. Wir wissen, dass es nicht einfach ist, eine Marke zu verändern. Trotzdem haben wir uns für den Winter einen Markenanalyseprozess vorgenommen, um zu überlegen, was passt, was ist legitim, bleiben wir bei dem bisherigen Namen oder ändern wir ihn.

Herr Fritz, vielen Dank für das Gespräch.

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